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Chronik und Quellen
1944
Oktober 1944

Beschwerde wegen gemeinsamer Beschäftigung

Ein Kreisobmann der Deutschen Arbeitsfront Frankfurt/M. bemängelt am 27. Oktober 1944 beim Fürsorgeamt die gemeinsame Beschäftigung von Jüdinnen und nichtjüdischen Frauen in einem Raum:

Betreff: Beschäftigung von Jüdinnen im Volksdienst des Städt. Fürsorgeamtes, Frankfurt a. M.-Niederrad, Schwanheimer Str. 75

Bezug: Betriebsbesuch durch den Kreisfachabteilungsleiter Pg. Koch Bei dem obengenannten Betriebsbesuch wurde festgestellt, daß in dieser Nähstube neben 21 deutschen Frauen 15 Jüdinnen aus Mischehen beschäftigt werden. Dabei ist mir nun aufgefallen, daß der größte Teil dieser Jüdinnen auf Grund ärztlicher Atteste nur halbe Tage beschäftigt ist. Es interessiert mich nun in zweiter Linie erst, welche Ärzte einer Jüdin ein Attest ausstellen, auf Grund dessen sie nur halbe Tage beschäftigt wird. Befremdender wirkt auf mich, daß eine Städtische Dienststelle auf ein derartiges Attest etwas gibt und nicht grundsätzlich verlangt, daß die Jüdin voll beschäftigt wird.

Ein weiterer Umstand, der mir nicht nur zu denken gibt, sondern der direkt anstößig empfunden werden muß, ist der, daß den 21 deutschen Frauen zugemutet wird, mit den 15 Jüdinnen tagein, tagaus im gleichen Raum zu arbeiten.

Ich möchte Sie daher auf diese Umstände hinweisen und bitten, eine derart unangebrachte humane Behandlung abzustellen.

Darüber hinaus wäre es mir aus politischen Gründen wünschenswert, die Ehemänner dieser Jüdinnen aus Mischehen kennenzulernen, damit überprüft werden kann, wo diese beschäftigt sind. Ich bitte Sie daher, mir ein namentliches Verzeichnis mit voller Namens- und Wohnungsangabe einzureichen, damit eine entsprechende Überprüfung durchgeführt werden kann.

Heil Hitler!

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