Forderung nach „Gesamtlösung“
Der Genetiker Otmar Freiherr von Verschuer fordert im Januar 1944 eine weltweite „Gesamtlösung des Judenproblems“:
Die Wechselwirkung zwischen kriegerisch-politischen Ereignissen und bevölkerungs-und rassenbiologischen Vorgängen ist eine sehr vielseitige. Ganz offensichtlich ist die Wirkung des Krieges auf die Bevölkerung, ihre Zusammensetzung und ihre zukünftige Entwicklung. Der vorige Weltkrieg brachte dem deutschen Volke von damals 68 Millionen Menschen einen Bevölkerungsverlust von 12 bis 13 Millionen: 2 Millionen Gefallene, ¼ Millionen Opfer der Hungerblockade, 3-3½ Millionen Geburtenausfall und 6½ Millionen, die durch den Versailler Vertrag abgetrennt wurden. In diesem jetzigen Weltkrieg wird versucht, die blutigen Opfer durch die Art der Kriegführung möglichst gering zu halten. Sie fallen aber zahlenmäßig stärker ins Gewicht wegen der schwächeren Rekrutenjahrgänge. Der Geburtenausfall läßt sich nicht vermeiden, ist aber geringer als im vorigen Krieg. Als Positivum kann gebucht werden: Die Bevölkerungszahl ist von 65 Millionen auf knapp 100 Millionen durch die Wiedervereinigung und Eingliederung zahlreicher Volksgruppen gestiegen. Dazu kommen V2 Million von rückgeführten Volksdeutschen. Die planmäßige Besiedelung des Warthegaues und anderer Gebiete wird schon während des Krieges durchgeführt. Die Juden werden aus dem Reichsgebiet evakuiert. Das schwierige Problem der Fremdarbeiter kann als Wirkung des Krieges nur eben erwähnt werden.
Aber auch umgekehrt zeigt sich eine Wirkung von Bevölkerungsvorgängen auf Krieg und Politik: Wir wurden mit Recht das „Volk ohne Raum“ genannt. Denn einem Anteil von 4,6 % der Erdbevölkerung steht nur ein Anteil von 0,5 % des Erdraumes gegenüber. Dasselbe Mißverhältnis galt auch für Japan zu Beginn des Krieges. Das britische Weltreich dagegen umfaßte 24,4 % der Erdbevölkerung und 25,9 % des Erdraumes. An diesen wenigen Zahlen zeigt sich, welche Bedeutung der Bevölkerungsdynamik als Kriegsursache zukommt.
Der jetzige Krieg wird auch als Rassekrieg bezeichnet, indem man dabei an die Auseinandersetzung mit dem Weltjudentum denkt. Ein internationales Judentum gab es schon in der Antike. Unter den 60 Millionen Einwohnern des Imperium Romanum waren 4 bis 4 V2 Millionen, also rund 7 % Juden. Es müssen triftige politische Gründe Vorgelegen haben, daß die Juden für 1V2 Jahrtausende im Ghetto verwahrt gehalten wurden. Mit der Emanzipation des Judentums im 19. Jahrhundert hat sich dasselbe mehr und mehr die Schlüsselstellungen im wirtschaftlichen, politischen und geistigen Leben der Völker angeeignet. Zu Beginn des Krieges betrug die Gesamtzahl der Juden in der Welt rund 17 Millionen, 1800 lebten noch 88 % der Juden in Europa, 1937 nur noch 60 %. In der gleichen Zeit ist der Anteil Amerikas von 3 auf 30 % gestiegen. Die USA sind der judenreichste Staat mit 4 Vi Millionen und New York die judenreichste Stadt mit 2 V2 Millionen. Da alle bisherigen Lösungsversuche der Judenfrage gescheitert sind, ist die politische Forderung der Gegenwart eine neue Gesamtlösung des Judenproblems. (…)
Die Rassen- und Erbgeschichte lehrt uns, daß der zentraleuropäische Raum niemals in den Besitz fremdrassiger Eroberer gekommen ist. Trotz mannigfacher Wanderbewegungen innerhalb dieses Raumes ist es nie zur Einkreuzung einer fremden Rasse gekommen wie in den weiten Gebieten anderer Erdteile, in welchen die schwarze, gelbe und weiße Rasse sich vermischt haben. Aus dem europäischen Raum sind wohl Millionen von Menschen nach anderen Ländern abgewandert und haben dort, wie etwa in Nordamerika und Australien, zur Neubildung von vorwiegend europäischen Bevölkerungen geführt. Das deutsche Volk und die angrenzenden Völker von Nord- und Zentraleuropa sind dagegen frei von außereuropäischen Rasseneinschlägen geblieben. Die einzige Ausnahme davon machen die Juden und die Zigeuner. Doch ist diese Frage durch die rassenpolitischen Maßnahmen der letzten Jahre im Sinne einer Reinigung unseres Volkskörpers gelöst worden.
Die schwerste Bedrohung der rassischen Existenz der gesamteuropäischen Bevölkerung erleben wir in der Gegenwart durch den Angriff des bolschewistischen Rußland, dem sich der Führer an der Spitze der deutschen Wehrmacht in den Weg gestellt hat. Nach der siegreichen Beendigung dieses Krieges und der damit verbundenen Sicherstellung der rassischen Existenz Europas wird die weitere Rassen- und Erbgeschichte hauptsächlich von zwei Faktoren abhängig sein:
1, von der Fortpflanzung der einzelnen Völker und von dadurch ausgelösten Wanderbewegungen,
2. von den Auslesevorgängen innerhalb eines jeden Volkes.
Pur den ersten Faktor seien zwei Beispiele genannt: Frankreich und Schweden.
Zur Zeit Ludwigs XIV., als Frankreich auf dem Gipfel seiner Macht stand, war es der volkreichste Staat Europas. Durch lange Kriege, durch die Auswanderung der Hugenotten, durch die großen Blutverluste der Revolution und der napoleonischen Zeit gingen wertvollste Erbqualitäten verloren. Seit hundert Jahren ist Frankreich das klassische Land des Geburtenrückganges, in welchem das Zweikindersystem sich mehr und mehr ausbreitete und schließlich auch zum Einkind- und Keinkindsystem überging. Dörfer verödeten, große Teile des Landes wurden nicht mehr bebaut. In den Jahren 1935-38 sind in Frankreich 76 413 Menschen mehr gestorben als Kinder geboren wurden. In den leeren Raum strömten Millionen von fremden Einwanderern: Arbeiter aus Belgien, Polen und Italien und schließlich Kolonialfranzosen, die auch als Neger, Indochinesen und Marokkaner den weißen Franzosen gleichgestellt wurden. Dem rassischen Abstieg ist der politische Zusammenbruch gefolgt.
Schweden interessiert uns ganz besonders als Ursprungs- und Kernland der nordischen Rasse. Es stand im 17. Jahrhundert auf dem Höhepunkt seiner Macht. Die Ostsee war damals ein schwedisches Binnenmeer. Gustav Adolf und Karl XII. sind auch in Deutschland verehrte Heldengestalten. Die Geschichte der politischen Entmachtung Schwedens, die u. a. zum Abfall von Finnland und Norwegen führte, kann hier übergangen werden. Seit 130 Jahren lebt Schweden im Frieden. In den 80er und 90er Jahren sind jährlich noch 20 000-50 000 Menschen ausgewandert. Der Geburtenrückgang setzte in Schweden früh ein, und 1933 hat die Geburtenziffer Schwedens mit 13,7 auf 1000 der Bevölkerung den tiefsten Stand aller europäischen Länder, sogar unter Frankreich gelegen, erreicht. Seit 1930 überwiegt die Einwanderung, worunter sich jüdische Emigranten befinden.
Dieselben biologischen Entartungserscheinungen können auch in anderen Ländern festgestellt werden: So hatte England 1939 das größte Geburtendefizit aller europäischen Völker. In allen diesen Fällen zeigen sich die folgenden grundsätzlich gleichen Erscheinungen: Durch Gegenauslese wird die Führungsschicht geschwächt. Durch Geburtenarmut sinkt die Lebenskraft des ganzen Volkes, und durch rassische Überfremdung wird schließlich die Abstammungsgrundlage zerstört.
Länder mit einer Bevölkerungsunterbilanz wirken wie Säugpumpen, durch welche Menschen aus Ländern mit Bevölkerungsüberschuß abgezogen werden. Solange solch ein Austausch zwischen Nachbarvölkern stattfindet, kann darin noch eine natürliche Regulation gesehen werden. Kommt es aber zur Durchsetzung mit Rassenfremden (Juden, Kolonialfranzosen), stehen wir vor einer ernsten Frage, die eine Lösung unter Wahrung der berechtigten Interessen von Gesamteuropa verlangt.
Zum zweiten Faktor: Auslesevorgänge innerhalb unseres Volkes.
Welche Bedeutung schon geringe Unterschiede der Kinderzahl und der Generationsfolge für die Zusammensetzung einer Bevölkerung haben, sei an folgendem Beispiel erläutert: Eine Bevölkerung bestehe zu gleichen Teilen aus einer Gruppe A mit durchschnittlich 3 Kindern und 3 Generationsfolgen in hundert Jahren und einer Gruppe B mit durchschnittlich 4 Kindern und 4 Generationen in hundert Jahren. Schon nach 100 Jahren ist der Anteil der Gruppe A auf 17,5 % und nach 300 Jahren auf 0,9 % gesunken, d. h., die Gruppe A ist praktisch verschwunden. Die tatsächlichen Unterschiede in den Kinderzahlen einzelner Gruppen unseres Volkes sind sehr viel größer. Einzelerhebungen haben ergeben, daß bei den Universitätsprofessoren, den Offizieren, Polizeibeamten und anderen Auslesegruppen nicht einmal mehr die Eltern durch die Kinder ersetzt werden. Aus den familienstatistischen Ergebnissen der Volkszählung 1939 seien die folgenden herausgegriffen:
Zusammenlebende Ehepaare mit einer Ehedauer von 25 und mehr Jahren, also mit abgeschlossener Fortpflanzung, hatten eine durchschnittliche Kinderzahl
Deutsches Reich insgesamt 3,9
Landwirtschaftliche Berufe insgesamt 4,8
Selbständige in Industrie und Handwerk
(ohne Handwerkerberufe) 3,1
Selbständige im Handelsgewerbe 2,9
Ärzte 2,5
Apotheker 2,3
Selbständige Schriftsteller, Schriftleiter,
Privatgelehrte 2,2
Selbständige Künstler, Schauspieler 2,5
Rechtsanwälte und Notare 2,5
Offiziere (+ Sanitäts- und Veterinäroffiziere) 2,2
Studienräte und Doktoren 2,3
Arbeiter 3,8
Alle diese Ergebnisse zusammenfassend und verallgemeinernd muß gefolgert werden: Je höher die geistige Begabung, desto geringer die Zahl der Nachkommen. Die Folge davon ist ein Rückgang der Begabung im Volke und schließlich die biologische Entartung. Wohl ist seit 1933 eine Besserung eingetreten, aber noch nicht ausreichend.
Ergebnisse für die Bevölkerungs- und Rassenpolitik:
I. Voraussetzungen:
1. Sicherstellung von Volk und Raum gegenüber jeder Bedrohung von außen.
2. Reinigung des Volkskörpers von rassenfremden Einschlägen.
II. Aufgaben:
1. Sicherung der Zahl. Zu vermeiden ist der Fehler früherer Zeiten, wonach Mensch = Mensch gesetzt wurde. Jede quantitative Bevölkerungspolitik ist deshalb aufs engste verbunden mit
2. Sicherung der Qualität durch Beeinflussung der Auslesevorgänge. Am wichtigsten ist die mindestens ausreichende, besser überdurchschnittliche Fortpflanzung der Begabten und Tüchtigen in allen Berufen. Hinzu tritt die Einschränkung der Fortpflanzung von Erbkranken und Erbminderwertigen.
3. Vermeidung jeder unerwünschten Einwanderung.
Die Erfüllung dieser Voraussetzungen und Aufgaben führt - biologisch gesehen - zur Sicherstellung der Zukunft des Deutschen Reiches als führende Macht Europas.