Infolge der Kälte und der Anstrengung der Reise sind zahlreiche ältere Personen kurz nach der Ankunft verstorben, und in Glusk beigesetzt worden.
Die Unterkunftsverhältnisse spotteten jeder Beschreibung, es war nicht einmal genügend Stroh vorhanden, dass der grösste Teil der Personen auf der kalten Erde schlafen musste. Zahlreichen Personen sind Hände und Füsse erfroren; viele mussten Finger und Zehen abgenommen werden, und dies unter den primitivsten Umständen und mit den mangelhaften Instrumenten, die den Ärzten zur Verfügung standen.
Zwei Ärzte, denen ausdrücklich geraten war, ihr Instrumentarium mitzunehmen, ist dies mit zahlreichen anderen Gepäckstücken, die in einem besonderen Wagen mitgeführt wurden, abhanden gekommen.
Die traurige Lage der Juden dort ist allgemein bekannt. Die Entwicklung hat gezeigt, dass ihnen ein Raum zugewiesen wurde, in welchem eine Lebensmöglichkeit nicht besteht. Nachdem ca. 30 % im Laufe des ersten halben Jahres verstorben sind, fristen die übrigen ihr Leben von Spenden, die sie aus allen Gegenden der Welt erhalten.
Das Vermögen der Juden und der Erlös aus ihren zur Versteigerung gebrachten Wohnungseinrichtungen ist auf ein Treuhandkonto eingezahlt, das von einem Rechtswahrer verwaltet wird. Die Reichsfluchtsteuer ist von ihnen beigetrieben worden und aus dem Konto bezahlt worden. Für sie selbst können hiervon keine Zahlungen geleistet werden, wohl aber an Angehörige im Altreich, denen gegenüber eine Unterhaltungspflicht besteht.
Eine Auswanderung aus dem Generalgovernement wurde angeblich zunächst zugelassen (eine einzige Person ist auch ausgewandert), aber durch hohe in Devisen zu zahlende Gebühren derart erschwert, dass sie praktisch unmöglich war. Später ist dann eine Verfügung des Generalgouverneurs ergangen, dass die Auswanderung untersagt sei.
Der Zweck dieser Zeilen soll sein, der Welt noch einmal diese längst in Vergessenheit geratenen Ereignisse vor Augen zu führen, sie aufzurufen, alles zu tun, um den armen Menschen dort zu helfen und niemals zu vergessen, mit welcher Grausamkeit hier einen politisch gänzlich überflüssige Massnahme durchgeführt worden ist.
1. September 1941.