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Chronik und Quellen
1943
April 1943

Vertreibung der Juden aus Berlin

Mit einem Tagebucheintrag vom 18. April 1943 rühmt sich Joseph Goebbels der Vertreibung der Juden aus Berlin:

April 1943 (Sonntag) (…)

Daß wir, einer Anordnung des Führers gemäß, das Judenproblem in die Debatte geworfen haben, wirkt sich außerordentlich gut aus. Der Antisemitismus ist selbst in den Feindstaaten in rapidem Wachsen begriffen. Vor allem kommen solche Meldungen aus England. Wenn wir die antisemitische Frage mit Hochdruck weiter bearbeiten, so werden die Juden auf die Dauer arg in Mißkredit geraten. Man muß hier nur Zähigkeit und Beständigkeit bewahren; denn das Judenproblem ist so festgefroren, daß es sehr schwer ist, es wieder in Fluß zu bringen.

Aus einem Geheimbericht des Forschungsamtes entnehme ich, daß die schwedischen Zeitungen sich mit Händen und Füßen dagegen gesträubt haben, die Berichte ihrer in Berlin tätigen Journalisten überhaupt zu veröffentlichen. Man sieht daran wieder, wie wenig neutral Schweden eigentlich ist. Auch hier sind die Juden am Werke, und die schwedischen Spießer tun das, was ihnen von den Juden empfohlen oder befohlen wird. Man wünschte ihnen manchmal selbst einen gelegentlichen Aufenthalt im bolschewistischen Massengrab; auf andere Weise können die Spießer in den neutralen Staaten nicht zur Vernunft gebracht werden.

Im Laufe des Nachmittags kommt ein erstes Antworttelegramm vom Roten Kreuz in Genf. Diese Antwort ist noch hinhaltend. Das Rote Kreuz versucht sich danach zu drücken und stellt seine Mithilfe nur unter der Bedingung zur Verfügung, daß alle Beteiligten darum ersuchten. Allerdings ist das keine endgültige Absage; denn die Sowjetunion gehört ja nicht zum Roten Kreuz und kann deshalb auch das Rote Kreuz nicht um seine amtliche Stellungnahme ersuchen.

Die polnische Widerstandsbewegung setzt alle Hebel in Bewegung, um die Aufklärung des polnischen Volkes über die Greueltaten in Katyn abzustoppen. Die Mitglieder der polnischen Kommission, die in Katyn selbst gewesen sind, werden von der Widerstandsbewegung durch anonyme Todesurteile bedroht. Ich veranlasse, daß sie unter polizeilichen Schutz genommen werden.

Am Abend werden mir Fotos von Katyn vorgelegt. Sie sind so entsetzlich, daß sie sich nur zum Teil für eine Veröffentlichung eignen. Die dokumentarischen Unterlagen, die hier in fotografischen Wiedergaben vorgelegt werden, sind drastische Beweise für die Blutschuld der Bolschewisten, die jetzt gar nicht mehr abgeleugnet werden kann.

Der Besuch Horthys auf dem Obersalzberg ist zu Ende gegangen. Er vollzog sich am ersten Tag in einer sehr hitzigen Atmosphäre. Der Führer hat kein Blatt vor den Mund genommen und vor allem Horthy die Verfehltheit seiner Politik im großen gesehen wie speziell der allgemeinen Kriegführung und der Judenfrage klargemacht. Der Führer ist dabei sehr deutlich geworden; vor allem hat er den Ungarn zum Vorwurf gemacht, daß sie über Spanien und Portugal Verbindung mit dem Feind aufzunehmen versuchten. Horthy hat das zwar abgestritten; aber das nutzte ihm nicht viel. Am zweiten Tag sind dann die Besprechungen in geregeltere Bahnen hineingegangen. Es wurde ein Kommunique aufgesetzt, das dem der Besprechung mit Antonescu entsprach; nur wurde auf Wunsch der Ungarn unsere Kampfstellung gegen die westlichen Plutokratien gestrichen. Vermutlich sind die Ungarn der Meinung, daß man im Hause des Gehängten nicht vom Strick sprechen soll.

Es kommen Meldungen aus Bukarest, daß Mihai Antonescu etwas schwach auf der Brust ist. Es war ein kleiner Konflikt zwischen dem Königshaus und dem Marschall Antonescu ausgebrochen. Dieser Konflikt ist bei einem Essen beigelegt worden. Aber der Leidtragende dabei scheint Mihai Antonescu zu sein. Er soll durch einen Vertreter aus dem Maniu-Lager ersetzt werden. Aber das sind vorläufig noch unsubstantiierte Angaben, die sich zuerst einmal näher bestätigen müssen.

Das Wetter ist sommerlich schön, geradezu einladend für feindliche Luftangriffe. Aber die Engländer und Amerikaner haben, wie ich schon betonte, so schwere Verluste zu verzeichnen, daß sie wahrscheinlich die Luftkriegsführung, wie sie sie bisher betreiben, nicht lange mehr aufrechterhalten können.

Ich veranlasse, daß in Berlin für den 19., 20. und 21. April bei Gelegenheit des Geburtstages des Führers eine ziemlich ausgiebige Vorbereitung für eventuelle feindliche Luftangriffe getroffen wird. U. a. soll eine Urlaubssperre für sämtliche Berliner Truppenverbände durchgeführt werden. Es wird das zwar einige Aufregung geben; aber ich kann diese der Berliner Bevölkerung in ihrem eigenen Interesse nicht ersparen.

Es ergeben sich bei der Einschaltung der Frauen in den Arbeitsprozeß eine ganze Reihe von psychologischen Schwierigkeiten. Ich bekomme darüber Berichte aus den Betrieben, die nicht sehr erfreulich sind. Aber ich nehme an, es handelt sich hier um Übergangserscheinungen; in einigen Wochen werden wir von diesen Schwierigkeiten kaum noch sprechen.

Die Figur des „Kohlenklau“ hat sich in der inneren Propaganda als außerordentlich erfolgreich erwiesen. Wir führen jetzt auf meine Veranlassung zwei Frauenfiguren in die innere Propaganda ein, Frau Unverdrossen und Frau Knöterich. Frau Unverdrossen tritt für die Staatspolitik ein, Frau Knöterich ist diejenige welche, d. h. die unentwegt meckert und kritisiert. Wenn es uns gelingt, auch diese beiden Figuren besonders populär zu machen - die vorhandenen zeichnerischen Unterlagen geben mir einen Anlaß zu dieser Hoffnung -, dann, glaube ich, haben wir die innere Debatte mehr auf eine etwas lockerere Atmosphäre übergelenkt, was ihr zweifellos sehr zustatten kommen wird. Die Judenfrage in Berlin ist immer noch nicht ganz gelöst. Es befinden sich noch eine ganze Reihe von sogenannten „Geltungsjuden“, von Juden aus privilegierten Mischehen und auch von Juden aus Mischehen, die nicht privilegiert sind, in Berlin. Daraus entsteht eine Unmenge von außerordentlich schwerwiegenden Problemen. Jedenfalls veranlasse ich, daß alle Juden, die sich jetzt noch in Berlin befinden, einer erneuten Prüfung unterzogen werden. Ich möchte nicht, daß Juden noch mit dem Judenstern in der Reichshauptstadt herumlaufen. Entweder muß man ihnen den Judenstern nehmen und sie privilegieren oder sie im anderen Falle endgültig aus der Reichshauptstadt evakuieren. Ich bin der Überzeugung, daß ich mit der Befreiung Berlins von den Juden eine meiner größten politischen Leistungen vollbracht habe. Wenn ich mir vorstelle, wie Berlin im Jahre 1926 aussah, als ich hierherkam, und wie es im Jahre 1943 aussieht, nachdem die Juden endgültig evakuiert werden, dann kann ich erst ermessen, was auf diesem Gebiet geleistet worden ist.

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