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Chronik und Quellen
1943
April 1943

Vernichtung der Juden in Europa schreitet fort

Am 16. April 1943 berichtet der „Aufbau“ über die fortschreitende Vernichtung der Juden in Europa und die ausbleibenden Rettungsmaßnahmen:

Die Ausrottung rast weiter

Während die Vorbereitungen zur Rettung der Juden Europas noch keinerlei konkrete Gestaltung anzunehmen scheinen, läuft der Ausrottungsprozeß gegen die Juden im rasenden Tempo weiter. An allen Grenzen des Dritten Reiches wird eine erbarmungslose Jagd auf jüdische Menschen betrieben, um jedes Entweichen aus der Hölle zu verhindern. In Aachen wurden vor kurzem Arier schwer bestraft, weil sie Juden geholfen haben, über die belgische Grenze zu entkommen.

Im Krakauer Ghetto wurden wieder Tausende von Juden hingeschlachtet. Während im Podgorze-Viertel Gestapo-Banden blindlings auf Gruppen von Juden geschossen haben, wurden andere Gruppen von Juden nach Oswiecim transportiert, das ein Camp mit neuen besonderen Einrichtungen für Massenexekutionen bekommen hat. Aus Lodz gehen Transporte nach dem Dorf Ozorkov. Im ganzen vollzieht sich in einem Turnus immer wieder die Räumung ganzer Ghettos durch Massenmord. Diese Ghettos werden dann sofort wieder mit Juden aus den kleineren Sammelplätzen aufgefüllt. In Lublin, Auschwitz und Birkenau sind große Arbeitslager errichtet worden, in denen die Menschen mangels Ernährung und Verpflegung hinsiechen. Die größte Sterblichkeit hat Birkenau. Die Berichte aus Ost-Galizien sind voll von Schreckensbildern.

Die Deportierung aus Holland wird in Utrecht und anderen Orten von Nord- und Süd-Holland vorbereitet. Die Gesamtzahl der aus Frankreich zwangsverschleppten Juden wird jetzt mit 53 000 beziffert. Aus Griechenland sind die ersten Transporte in Lwow in Polen mit 5000 Unglücklichen eingetroffen. Die jüdische Bevölkerung in Rumänien, die vor Kriegsausbruch 750 000 zählte, ist nach Meldung der schwedischen Zeitung „Aftontitningen“ auf 300 000 reduziert, von denen über 100 000 in Transsylvanien leben, das von den Ungarn annektiert wurde. Die ermordeten rumänischen Juden werden mit 126 000 angegeben. Nach einer Anordnung des Innenministers von Bulgarien haben sich sämtliche Juden auf die Deportierung vorzubereiten. Es ist noch nicht bekannt, wohin sie deportiert werden sollen, aber alle haben das Land verlassen.

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