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Chronik und Quellen
1933
März 1933

Aktionen gegen jüdische Geschäfte

Die Jüdische Rundschau berichtet am 10. März 1933 aus Essen:

In einer Reihe von Städten des Industriegebietes sind am Dienstagabend und im Laufe des Mittwochvormittag zahlreiche Warenhäuser und jüdische Geschäfte geschlossen worden. In den Straßen der Essener Geschäftsstadt herrschte am Vormittag buntes Leben. An den Toren und Eingängen zahlreicher jüdischer Geschäfte, dem Karstadt-Warenhaus Althoff, auf dem eine Hakenkreuzfahne weht, den Epa- und Woolworth-Einheitspreisgeschäften hatten sich große Menschenmengen angesammelt. Starke SA-Posten verhinderten mit dem Hinweis „Deutsche, kauft in deutschen Geschäften“ ein Betreten der Geschäftshäuser und sorgten im übrigen für die Aufrechterhaltung der Ruhe. Die von diesem Vorgehen betroffenen Kauf- und Warenhäuser haben ebenso wie die übrigen jüdischen Geschäfte angesichts dieser Lage ihre Verkaufsräume geschlossen, das Personal einstweilen nach Hause geschickt und sich im übrigen beschwerdeführend an die zuständigen Stellen gewandt. Zu Zwischenfällen ist es bisher nirgends gekommen. (...)

Von nationalsozialistischer Seite wird hierzu mitgeteilt: „Von nationalsozialistischen Parteidienststellen sind Anordnungen an die SA, eine Schließung dieser Geschäfte durchzuführen, nicht ergangen. Vielmehr stellt sich der Vorgang so dar, daß die nationalgesinnte Bevölkerung sich offensichtlich das Weiterbestehen der jüdischen Warenhäuser und großen jüdischen Geschäfte nicht mehr gefallen lassen will und dementsprechend die Schließung dieser Geschäfte fordert. In den Städten, wo eine derartige Bewegung im Gange ist, haben einzelne SA-Männer sich in dankenswerter Weise in den Dienst der Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung gestellt und von sich aus veranlaßt, daß diese Schließung in ordnungsmäßiger Ruhe vor sich geht.

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