Bericht aus Münster
In einem Beitrag für die Kriegschronik der Stadt Münster heißt es am 1. Dezember 1941:
Ich gehöre heute zu denen, die noch zwei Kneipen aufsuchen und sich zwischen die Gäste am Tresen drängen. [...] Da höre ich in der zweiten Kneipe an der Aegidiistraße während ich zwischen mittleren Beamten, Handwerkern und Kaufleuten stehe, daß bis zum 13. dieses Monats alle Juden aus Münster heraus sein müßten. Die Nachricht wird sehr lebhaft besprochen. Überwiegend sind die Tresengäste mit der Maßnahme sehr zufrieden. Die Juden kämen alle nach dem Osten in große Arbeitslager, einmal, damit sie dort arbeiten könnten und dann auch, damit sie die dringend benötigten Wohnräume in Münster freimachten. Richtig, richtig lautet wiederholt die Zustimmung der Umstehenden, als sie davon hören, daß auf solche Weise auch der Wohnungsnot entgegengearbeitet werden soll. -
In dem anderen Gasthof werden von Weihnachtsreisen und Weihnachtsurlaub gesprochen. [...] Zwei die mit mir heimgehen, munkeln davon, daß wahrscheinlich die Juden in der nächsten Woche allesamt nach dem Osten abtransportiert würden. - Auch zu Hause unter der Petroleumlampe begegnet mir das Gerücht. Auch die Frauen scheinen in der Stadt für die Gerüchte vom Abtransport der Juden lebhaft interessiert zu sein. Nur wenige hätten geäußert, daß sie die Juden bedauerten, denn die Juden seien die Kriegsschürer.