Menü
Chronik und Quellen
1941
September 1941

Die SD-Außenstelle Höxter berichtet

Am 25. September 1941 berichtet die SD-Außenstelle Höxter zum Thema „Kennzeichnung der Juden“:

Die Kenntlichmachung der Juden mit dem Davidstern ist von der Bevölkerung des hiesigen Bereiches allgemein begrüßt worden. Wenn auch Diskussionen größeren Umfangs darüber nicht geführt wurden, so kam die allgemeine Zustimmung zu dieser Maßnahme sofort zum Ausdruck, und die Notwendigkeit dieser Regelung wurde nachträglich um so deutlicher eingesehen, als sich mancher erst jetzt als Jude entpuppte, von dem man bisher nicht wußte, daß er Jude war und der es bis jetzt verstanden hatte, seine Rassezugehörigkeit zu verheimlichen.

Was in dieser Angelegenheit nicht verstanden wird und das Volksempfinden stört, ist die Tatsache, daß mit Ariern verheiratete Juden diesen Stern nicht zu tragen brauchen. Hier treten zwei derartige Fälle sehr kraß in Erscheinung. In Beverungen hat ein Jude nach 1933 kurz vor den Nürnberger Gesetzen eine Arierin geheiratet. Aus der Ehe sind bis jetzt 3 Kinder vorhanden. Der Mann ist innerlich und äußerlich Jude schärfster Prägung und die Frau wird, weil sie den Juden noch nach 1933 geheiratet hat, von der Bevölkerung verachtet und abgelehnt. Umso unverständlicher ist es den Vg . daher, daß nicht zumindesten der Mann als Jude den Stern tragen muß. In Warburg liegt der zweite Fall so, daß ein Arier mit einer Jüdin verheiratet ist. Hier braucht die Jüdin den Stern nicht zu tragen. Nun dürfen in Warburg die Juden die Bürgersteige nicht benutzen, sondern müssen neben den Bürgersteigen gehen. Wenn nun diese Jüdin den Bürgersteig benutzt, so erregt sie Ärgernis bei denen, die sie kennen. Geht sie aber neben dem Bürgersteig, so erregt sie Aufsehen, weil sie den Stern nicht trägt, sodaß diese Lücke in gesetzlichen Bestimmung um so krasser in Erscheinung tritt und die Mißbilligung der Vg . hervorruft.

Im übrigen hat keine bisherige judengegnerische Maßnahme diese so sehr getroffen, wie diese äußerliche Kennzeichnung . Die Juden versuchen auch, diese so gut wie möglich zu verdecken, in dem sie die Handtasche, Aktentasche oder einen sonstigen geeigneten Gegenstand entsprechend tragen. Wenige männliche Juden allerdings machen sich garnichts daraus und in einem Falle hat ein Jude sich dahin geäußert, daß er jetzt wieder einen Orden mehr habe. Dazu ist zu bemerken, daß dieser Jude mehrere Weltkriegsauszeichnungen besitzt und in der Bevölkerung ein gewisses Ansehen genießt aus einer Zeit, in der er ein umfangreiches Geschäft mit Manufakturwaren und Haushaltungsartikeln hatte, in dem die werktätige Bevölkerung gut und billig kaufte und in dem die arische Gefolgschaft weit besser verdiente als in gleichartigen arischen Geschäften. Diese Verhältnisse haben in dem Geschäft seit dem Übergang in arische Hände zu bestehen aufgehört. Dadurch wird die Bevölkerung beim jetzigen Einkauf zu dauernden Vergleichen veranlaßt, bei denen der Jude immer günstig abschneidet. In diesem Einzelfall wird dieser Jude als solcher eher bedauert als abgelehnt.

Allgemein wird die Auffassung vertreten, daß die Juden auch auf dem Rücken ein derartiges Zeichen tragen müßten, um so eher würden auch diese noch vorhandenen jüdischen Reste versuchen aus Deutschland zu verschwinden.

Baum wird geladen...