Bericht aus Urspringen
Am 19. September 1941 berichtet die Gendarmerie aus Urspringen über das „Verhalten der Juden“:
Die in Urspringen ansässigen Juden zeigen in den letzten Monaten ein wahres Gesicht von Frömmigkeit, das der hiesigen Einwohnerschaft teilweise zum Ärgernis wird. So gehen die ansässigen männlichen Juden jeden Samstag um 9.00 Uhr herum in die Wohnungen von Rudolf Dillenberger und David Rothfeld und verrichten dort ihre Hebräergebete. Um 10.00 Uhr gehen sie dann in ihren Sonntagskleider [sic] wieder nach Hause. Sie halten dann ihren Sabbat und gehen vor Eintritt der Dämmerung auch noch zum Teil spazieren.
Die Bevölkerung fragt sich, wie es nun kommt, daß heute der Jude noch ein Recht hat, zu solchen Talmutsgebeten1 [sic] sich zusammenzufinden? Damit gibt der Jude den Andersgläubigen ein Beispiel von Frömmigkeit, erweckt unter der Bevölkerung Mitleid, daß er doch ein harmloser und armer Mensch ist und nichts Unrechtes haben will. In den letzten Tagen wurde sogar erwähnt, daß die Juden jeden Morgen zusammenkommen und gemeinsam beten würden. - Jedenfalls um den Sieg der Bolschewisten-.
Die Juden, die an der Ortsstraße wohnen, reinigen diese am Freitagabend und am Sonntag in der Frühe. Auch darüber wurde schon gesprochen und ist es nicht für die Bevölkerung von gutem Eindruck, wenn am Sonntag in aller Frühe ein Jude die Ortsstraße vor seinem Anwesen reinigt.
Es erscheint notwendig, daß den Juden in dieser Hinsicht ihr Treiben untersagt wird und können sie an den Samstagen genau so arbeiten, wie die übrige Landbevölkerung.
Bemerkt wird, daß die Juden, wenn sie an den Samstagen zu Arbeiten bestimmt wurden, solche nicht verweigert haben.