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Chronik und Quellen
1941
August 1941

Bericht einer westfälischen NSDAP-Kreisleitung

Am 28. August 1941 gibt eine NSDAP-Kreisleitung aus dem Raum Münster ihren Wochenbericht über „Stimmung und Gerüchte in der Bevölkerung“ ab:

Die Gerüchte über Euthanasie werden von den klerikalen Kreisen weiterhin heftig geschürt. Die unglaublichsten Gerüchte werden weiterhin hierüber in der Bevölkerung verbreitet.

Von der Ortsgruppe Mettingen wird uns gemeldet, daß in der Sprechstunde des Arztes Dr. med. Kersting am Freitag und Samstag (22. und 23.8.41) zwei ältere Leute erschienen sind, die einen gänzlich verstörten Eindruck gemacht haben. Von diesen wurde die Bitte vorgetragen, sie auf ihren Gesundheitszustand hin zu untersuchen. Auf wiederholte Fragen des Arztes, weshalb sie denn so aufgeregt seien, berichteten sie, daß kranke Menschen doch beseitigt werden sollten. Bei der Reihen-Röntgenuntersuchung stelle sich jetzt heraus, wer krank sei. Der Arzt versuchte ihre Bedenken zu zerstreuen, jedoch leider ohne Erfolg.

Man sieht hieraus deutlich, wie weit in diesen Gehirnen schon das Gift der unsinnigen Gerüchte hineingedrungen ist. Nach Angaben des Arztes handelte es sich bei den Volksgenossen um geistig normale Menschen ohne irgendeine Krankheitserscheinung.

In einem Teil der katholischen Bevölkerung wird immer wieder die Meinung vertreten, der Bischof von Münster handele im Einvernehmen mit der Wehrmacht; jedenfalls decke sie die Maßnahmen des Bischofs. Nach einer Predigt des Bischofs in einer Kirche zu Münster wäre derselbe mit einem Wehrmachtswagen abgeholt worden.

Der Großteil der Bevölkerung kann nicht verstehen, daß gegen den Bischof und seine Clique noch keine geeigneten Maßnahmen ergriffen werden. Würde dies der Fall sein, so würde nach kurzer Zeit die unsinnige Gerüchtemacherei eingestellt werden. Durch eine Beseitigung des Bischofs und der Verantwortlichen seiner Clique würde es auch in der katholischen Bevölkerung zu keiner Empörung kommen.

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