Bericht einer westfälischen NSDAP-Kreisleitung
Am 21. August 1941 gibt eine NSDAP-Kreisleitung aus dem Raum Münster ihren Bericht über „Stimmung und Gerüchte in der Bevölkerung“ ab:
Man konnte feststellen, daß die Beunruhigung in der katholischen Bevölkerung betr. Aufhebung verschiedener Klöster in den letzten Tagen in etwa abgenommen hat. Dagegen ist in einigen katholischen Kirchen eine weitere Predigt des Bischofs über Euthanasie verlesen worden.
In diesem Schreiben heißt es u.a., daß der Bischof in einigen ihm bekannten Fällen über Tötung Geisteskranker in den Anstalten nach Maßnahmen der im Strafgesetzbuch vorhandenen Bestimmungen pflichtgemäß bei der Staatsanwaltschaft des Landesgerichts in Münster Anzeige wegen Mordes gestellt habe. In der gemeinsten Weise wird dann weiter berichtet, daß mit großer Sorge an die Kriegsopfer (verwundete Soldaten) des jetzigen Krieges gedacht werden müsse. Diese armen Opfer müßten damit rechnen, daß auch sie als unproduktive Kräfte eines Tages auf die bekannte Art beseitigt würden. Das gleiche Schicksal hätten demnach auch Invaliden, Opfer der Arbeit oder auch ältere gebrechliche Menschen zu teilen.
Diese unerhörten Machenschaften des Bischofs tragen m.E. mehr Unruhe in die Bevölkerung hinein, als die Predigten und Bekanntgabe desselben über die Aufhebung verschiedener Klöster. Ich habe die Kreisamtsleiter und Ortsgruppenleiter in diesen Tagen zur eingehenden Besprechung über die Stimmung in der Bevölkerung zusammengerufen. Ferner habe ich in diesen Besprechungen die Gründe über die Maßnahmen der Gestapo usw. dargelegt. Die Ortsgruppenleiter haben die Stimmung in der Bevölkerung eingehend geschildert. Es wird allgemein die Ansicht vertreten, daß bei einer Beseitigung des Bischofs die Stimmung in der katholischen Kirche dadurch nicht besonders beeinträchtigt wird. Es steht fest, daß ein Großteil der überzeugten Katholiken unbedingt erwartet, daß der Bischof für sein schändliches Treiben endlich zur Rechenschaft gezogen würde. Die Stimmungsmacher und Gerüchteverbreiter in der Bevölkerung sind in den Orten die Pfaffen mit ihrem Anhängsel, bestehend aus Mitgliedern des Kirchenvorstandes, verschiedenen Betschwestern und politischen Querulanten, die glauben unter dem Deckmantel der Kirche Mißstimmung verbreiten zu können. Jedoch ist dieser Prozentsatz nicht allzu groß. Die Mehrheit der Katholiken spricht über die Machenschaften einige Tage, wird dann gleichgültiger und man kann von einer Beunruhigung dieser nicht mehr sprechen.