Bericht aus Klein Bockenheim
Am 28. November 1938 erstattet die Gendarmerie Klein Bockenheim folgenden „Monatsbericht“:
Volksstimmung
Die Stimmung der Bevölkerung war bis vor wenigen Tagen noch durch die Judenaktion beherrscht. Von Anfang war der größte Teil der Bevölkerung gegen die Maßnahmen, insbesondere mißbilligte man das Zerstören von Mobiliar u. sonstiger Wertgegenstände. Auch heute noch werden diese Zerstörungen von dem überwiegenden Teil der Bevölkerung abgelehnt, mit der Begründung, daß sie zu außenpolitischen Schwierigkeiten führe u. schon geführt habe. Besonders die Kolonialforderung sei dadurch weit in den Hintergrund geschoben worden. Man ist nicht davon überzeugt, daß es sich in allen Fällen um spontane Kundgebungen gegen die Juden gehandelt habe. Dagegen wurden die späteren Maßnahmen der Regierung die auf dem Verordnungswege erlassen wurden, allgemein als gerecht angesehen. [...]
Wie werden die Maßnahmen des Staates und der Partei aufgenommen
In der Judenfrage sind die Meinungen geteilt. Die einen sind der Meinung, daß man die Frage nach und nach lösen sollte und daß man den Juden Zeit lassen solle, um außenpolitische Schwierigkeiten zu vermeiden, während die anderen eine radikale Lösung verlangen.