Bericht aus Königsfeld
Am 27. November 1938 erstattet die Gendarmerie Königsfeld folgenden „Lagebericht“:
Ein kleiner Teil der Bevölkerung, die seither Judenfreunde gewesen sind und Geschäfte mit diesen gemacht bezw. abgewickelt haben, sind mit den Maßnahmen über [sic] die Juden in den letzten Tagen nicht recht einverstanden. Ein großer Teil der Bauern von Poxdorf haben [sic] in den letzten Jahren, ja sogar im Frühjahr und Sommer lfd. Jahres noch, sehr viele Geschäfte mit dem Juden Landenberger aus Scheßlitz gemacht. Es wurden auch diesseits festgestellt, daß der Jude Landenberger bei verschiedenen Bauern in Poxdorf noch den Betrag von über 2.000 RM zu kassieren hat. [...]
Bezüglich der im Monat November stattgefundenen Aktion gegen die Juden wird berichtet, daß der Großteil der Bezirksbewohner die Maßnahmen der Regierung als gerecht betrachtet. Ein geringerer Teil, darunter hauptsächlich Landwirte äußerten sich in der Weise, daß das Vorgehen gegen die Juden vielleicht doch zu scharf gewesen sei. Es sind hauptsächlich solche, die bis in die letzte Zeit Handelsgeschäfte mit Juden abgeschlossen haben. Andererseits wird wiederum befürchtet, daß diese Maßnahme zur Boykottierung Deutschlands vom Auslande führen könnte. Diese scheinen die Judenfrage noch nicht erfaßt zu haben.