Bericht aus Wallgau
Am 26. November 1938 meldet die Gendarmerie Wallgau in ihrem „Monatsbericht:
Das ruchlose Attentat, durch [sic] die Ermordung des Gesandtschaftsrats Ernst vom Rath in Paris (Täter der Jude Grünspan [sic]) hat die Bevölkerung in große Erregung gebracht. Dagegen wurde aber auch dann der darauffolgende Judenboykott sehr lebhaft besprochen. Von verschiedenen etwas ängstigen [sic] Personen wurde angenommen, daß dieser für Deutschland sehr bittere Folgen bringen könne. Es wurde auch das Gericht [sic] verbreitet, daß die festgehaltenen Juden den Kindern gegen eine Gebühr von 10 Rpf. für das Winterhilfswerk gezeigt worden sind. Auch sollen im Zusammenhang mit dem Judenboykott dem Kardinal Faulhaber in München die Fenster eingeschlagen und auch noch sonstige Schäden verursacht worden sein. Wenn auch der Großteil der hies. Bevölkerung wenig Sympathie für die Juden hat, so war sie dennoch über die Vorgänge ziemlich empört in der Meinung, daß das Vorgehen gegen die Juden über das normale Maß hinaus gegangen sei. Dazu wurden von den Leuten auch noch immer ausländische Sender gehört, welche das Vorgehen gegen die Juden weit übertrieben haben. Aus diesem Grund kam in die Bevölkerung schon etwas Mißtrauen. Sonst verhält sich aber die Bevölkerung vollkommen ruhig und ist bei derselben auch die aufgetretene Angst wieder verschwunden.