Bericht aus Waischenfeld
Am 25. November 1938 meldet die Gendarmerie Waischenfeld in ihrem „Monatsbericht:
Die innerpolitische Entwicklung des hies. Dienstbezirkes hat sich seit der letzten Berichtszeit nicht geändert. Die Bevölkerung ist in der Mehrzahl politisch gleichgültig, jedoch friedliebend und steht hinter der Regierung. Über die Ermordung des H. Gesandtschaftsrats vom Rath waren alle Schichten der Bevölkerung entrüstet. Die darauf einsetzende Zerstörung von jüdischen Geschäften u. Synagogen wurde von einem Teil der Bevölkerung befürwortet, während der andere Teil dies mißbilligte. Befürwortet wurde die Aktion gegen die Juden von den alten Kämpfern und den jüngeren Leuten, die schon aus der Hitlerjugend hervorgegangen sind. Dagegen wurde von der Mehrzahl der Bevölkerung hierfür kein Verständnis aufgebracht, daß man ohne weiteres fremdes Eigentum zerstören darf. Die den Juden auferlegte Geldbuße wurde allgemein gutgeheißen. Der größte Teil der Bevölkerung ist der Ansicht, daß man den Juden noch mehr Geld abknöpfen soll und daß damit mehr gedient ist, als wie wenn Schaufenster eingeschlagen und Synagogen ausgebrannt werden.