Bericht aus Lage
Am 17. November 1938 berichtet der Bürgermeister von Lage Folgendes:
Zu den Ziffern 1-14 wird folgendes berichtet:
Ziffer 1)
Die Synagoge hat die Stadt bereits vor Wochen käuflich erworben. Im Augenblick ist man mit dem Abbruch des Gebäudes beschäftigt.
Ziffer 2)
Nichts zu berichten.
Ziffer 3)
Nichts zu berichten.
Ziffer 4)
Das Geschäft (Produktenhandel) wird nach Abstoßung der Lagerbestände aufgegeben.
Ziffer 5)
Nichts zu berichten.
Ziffer 6)
Der Jude Max Werthauer, Produktenhändler, geb. 6.8.1886 zu Lage, besitzt hier, Hellmeyerstr. 12, 1 Wohnhaus mit Lagergebäude. In den Wohnräumen sind die Möbel des Eßzimmers, des Wohnzimmers, des Büros und der Küche zertrümmert bezw. beschädigt worden; ebenso die Haustür und die Fenster im Erdgeschoß.
Der Sachschaden beträgt etwa 1.500,- RM.
Ziffer 7)
Nichts zu berichten.
Ziffer 8)
Nichts zu berichten.
Ziffer 9)
Waffen wurden nicht vorgefunden
Ziffer 10)
Nichts zu berichten.
Ziffer 11)
Von der Polizei wurden rund 300,- RM sichergestellt, außerdem 1 P.K.W., 1 Schreibmaschine und 1 Photo-Apparat. Bis auf den Photo-Apparat sind sämtliche sichergestellten Gegenstände der Frau Werthauer wieder ausgehändigt worden.
Der Jude Werthauer befindet sich in Buchenwald im KZ -Lager.
Ziffer 12)
Nichts zu berichten.
Ziffer 13)
Die Familie Werthauer besitzt Barvermögen.
Ziffer 14)
Über die Aktion am 10.11.1938 wird in der Öffentlichkeit nicht groß geredet, jedenfalls nicht Amtspersonen gegenüber. Diese Tatsache läßt das Empfinden aufkommen, daß dem Vorgehen kein allzugroßes Verständnis in der Bevölkerung entgegengebracht wird. Das gesetzliche Vorgehen gegen die Juden wird von der Bevölkerung gutgeheißen.