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Chronik und Quellen
1938
November 1938

Berichte aus Poppenlauer

Am 10. November 1938 berichtet die Gendarmerie in Poppenlauer über die „Demonstration gegen Juden“:

In den frühen Morgenstunden vom 9. auf 10. November 1938 haben ungefähr 60 Personen, die von auswärts gekommen waren, eine Demonstration gegen die hier wohnhaften Juden durchgeführt.

Auf Anordnung ihres Führers haben diese Personen an den Häusern der Juden Moritz Kremer, Philipp Kremer, Fanny Reis, Oskar Klein, Amalie Wildberg und Lina Heinemann die Fenster und Fensterrahmen eingeschlagen. Auch Haustüren und Tore wurden vereinzelt demoliert. Außerdem wurde die Inneneinrichtung der Synagoge bis auf einige Bänke zerstört. Bei den Bewohnern der Synagoge, die sich geweigert haben sollen das elektrische Licht einzuschalten, wurden auch Möbelstücke beschädigt.

Plünderungen und Brandlegungen sind nicht vorgekommen. Die gesamte Aktion soll nur eine halbe Stunde gedauert haben, worauf die Demonstranten nach Absingen eines Liedes die Ortschaft Poppenlauer wieder verlassen haben.

Die Bevölkerung hat sich während der Demonstration sehr ruhig verhalten.

 

Am 25. November 1938 wurde im „Monatsbericht“ zudem Folgendes gemeldet:

Im abgelaufenen Monat machte sich auch in Poppenlauer die tiefe Empörung des Volkes über die von jüdischer Hand an dem deutschen Diplomaten begangene Mordtat Luft. In der Nacht vom 9. auf 10. ds. Mts. wurden an den Judenhäusern die Fenster eingeschlagen und die Wohnungseinrichtungen teilweise zerstört. In der Synagoge wurden die Bänke kurz und klein geschlagen.

Die Bevölkerung hatte sich während der Aktion, die zur Nachtzeit erfolgte, ruhig verhalten. Nur einzelne Judenfreunde sollen nachträglich ihren Unwillen über die Aktion zum Ausdruck gebracht haben. Die antijüdischen Kundgebungen bildeten in den letzten Tagen das Hauptgespräch und wurden andere politische Belange von der Bevölkerung kaum berührt.

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