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Chronik und Quellen
1938
November 1938

Die Gestapo München berichtet

Im „Lagebericht“ der Gestapo München für den November 1938 heißt es:

Während nach der friedlichen Lösung der Sudetendeutschen Frage in den linksgerichteten Kreisen große Niedergeschlagenheit herrschte, hat sich in der 2. Hälfte des Berichtsmonats im Zusammenhange mit den Vorfällen der Judenfrage die Stimmung wieder wesentlich verbessert.

Nach vertraulichen Mitteilungen hat die Zerstörung der Judengeschäfte usw. bei der werktätigen Bevölkerung keine Zustimmung gefunden. Diese Vorfälle wurden von den genannten Kreisen allgemein mit der Begründung verurteilt, daß mit der Schließung der jüdischen Geschäfte allein der gleiche Zweck erreicht worden wäre und daß die Beschädigungen usw. Deutschland nur geschadet hätten. Die Zerstörungen stünden auch im Widerspruche mit der Durchführung des Vierjahresplans. Auf der einen Seite verlange man von der Bevölkerung, daß alle wiederverwertbaren Abfälle, wie Staniolpapier, Alteisen, Knochen usw. gesammelt werden, während man auf der anderen Seite Millionwerte mit einem Schlage vernichte, deren Neuanschaffung dem Staate und dem Volke ungeheure Summen, auch an Devisen kosten würden.

Den kommunistisch gesinnten Elementen waren diese Vorkommnisse ein willkommener Anlaß, um den Kommunismus zu verherrlichen und den Nationalsozialismus verächtlich zu machen. Sie sind der Ansicht, daß diese Vorfälle auch auf die Bevölkerung ihre Wirkung nicht verfehlen und sie zu der Überzeugung kommen lassen werden, daß die nationalsozialistische Regierung vor den größten Gewalttaten nicht zurückschrecke. Die Vorfälle seien die beste Propaganda für den Kommunismus und zwar insoweit, als auch der in diesen Kreisen herrschenden Ansicht der Nationalsozialismus sich auf diese Weise selbst schweren Schaden zufüge.

Ausgelöst durch das Vorgehen gegen die Juden, wurden in der Nacht vom 10. auf 11.11.1938 hier an mehreren Plätzen der Isar entlang gegnerische Kreideinschriften an Ruhebänken, Mauern usw. angebracht.

Ferner wurde, an einem Kraftwagen angeklebt, ein handschriftlich gefertigter Zettel gefunden, der sich ebenfalls auf die Vorfälle bezieht.

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