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Chronik und Quellen
1938
November 1938

Der SD-Unterabschnitt Koblenz berichtet

Ende November 1938 verfasst der SD-Unterabschnitt Koblenz folgenden Monatsbericht:

Referat II 232: Handel, Handwerk und Verkehr [...]

Eine Frage die z.Zt. im Brennpunkt des Interesse des Einzelhandels steht, ist die Arisierung von bisher jüdischen Einzelhandelsgeschäften. Es ist notwendig, daß die einzelnen Anträge auf Übernahme jüdischer Verkaufsstellen mit größter Sorgfalt überprüft werden, damit nicht politisch, moralisch oder geschäftlich unzulängliche Personen in den Einzelhandel eindringen. [...]

Nach der Judenaktion ist beobachtet worden, daß sich vereinzelt Handwerker anschicken mit jüdischen Hausbesitzern Verhandlungen bezgl. des Erwerbs von Grundstücken anzuknüpfen. [...]

Referat II 234: Gewerbliche Wirtschaft [...]

In der Edelstein- und Diamantindustrie machen sich nun in sehr starkem Maße die Auswirkungen gegen die Juden in Deutschland bemerkbar. Dies gilt in erster Linie für die Diamantenindustrie, die ja bekanntlich zu 95% von den jüdischen Händlern Antwerpens ihre Aufträge erhielt und sozusagen direkt von den Juden abhängt. Während sich die deutsche Diamantindustrie trotz der immer noch anhaltenden Krise auf dem Diamantenmarkt durch eine neue Tarifgebung in den letzten Monaten wieder etwas erholt hatte, der Auftragseingang betrug für September ds. Jhrs. RM 559.826,58 und im Monat Oktober RM 542.749,42, so daß man den Diamantschleifer bis zu 70% beschäftigen konnte, ist nunmehr auf Grund der verstärkt einsetzenden Boykottbewegung in Belgien für diesen Monat ein bedeutender Rückgang im Auftragseingang zu erwarten. Genaue Zahlen liegen noch nicht fest, doch ist an Hand der auf der Vorprüfstelle Edelstein- und Diamantindustrie eingehender Scripsanträgen und auch aus den Schilderungen einzelner Diamantfirmen der bedeutende Rückgang zu ersehen. Wenn auch nicht zu erwarten ist, daß das Diamantgeschäft gänzlich aussetzt, denn es wird immer noch Juden geben, die auf Grund der bedeutend besseren Arbeit, die in Deutschland gemacht wird, Aufträge an deutsche Unternehmer ausgeben werden, so wird der Nachteil darin liegen, daß immer schlechtere Kunden das Geschäft in Händen bekommen. Es wird Juden geben, die trotz des jüdischen Boykotts in Deutschland schleifen lassen, aber dies werden keine größeren Diamantfirmen sein, sondern dunkle Existenzen, die nichts zu verlieren haben und denen es ein Vergnügen sein wird, den deutschen Unternehmer gehörig zu schädigen. Aus diesen Erwägungen heraus greift man nun an maßgeblichen Stellen der deutschen Diamantindustrie wieder das Problem der Unabhängigmachung der deutschen Diamantindustrie von ausländischen und damit jüdischen Diamantrohstoffzentren auf und will, wie bereits schon einmal im Jahre 1931 angestrebt, ein deutsches Rohstoffsyndikat gründen, das den deutschen Diamantmarkt mit Rohstoff beliefern soll und diesen damit von den ausländischen Auftraggebern unabhängig machen wird. [...] Die Durchführung der Verordnung zur Ausschaltung der deutschen Juden aus dem Wirtschaftsleben vom 12.11.38 wird auch im hiesigen Gebiet einige Veränderungen bzw. Auflösungen verschiedener in der Edelstein- und Diamantindustrie nicht unbedeutende Rolle spielender Firmen mit sich bringen.

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