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Chronik und Quellen
1938
November 1938

Ausschreitungen in Kassel

Am 9. November 1938 berichtet der Chef der Sicherheitspolizei in Berlin Folgendes über Ausschreitungen in Kassel:

Die Lage im Stadtbezirk Kassel hat sich infolge stärkeren Einsatzes von Ordnungspolizei und Kriminalpolizei sowie durch Maßnahmen der Gauleitung beruhigt, so daß mit weiteren Ausschreitungen nicht mehr zu rechnen ist.

In der Nacht vom 7. zum 8.11.1938 ist es im Kreise Rotenburg/Fulda zu ähnlichen Ausschreitungen gekommen. In den Städten Rotenburg/Fulda, Bebra, Sontra und in der Gemeinde Baumbach sind fast sämtliche Fensterscheiben der jüdischen Wohnhäuser zertrümmert worden, in Bebra auch die Schaufensterscheiben sämtlicher jüdischen Geschäfte. In Bebra sind weiterhin in einer Anzahl jüdischer Wohnungen Demolierungen vorgekommen. In Rotenburg sind die Einrichtungen der Synagoge erheblich beschädigt, auch Gegenstände entfernt und auf der Straße vernichtet worden. Der Sachschaden in den Synagogen in Sontra und Baumbach ist gering.

Weiter ist in der Nacht zum 9.11.1938 in Bad Hersfeld die Synagoge vollständig abgebrannt; außerdem wurden mehrere jüdische Haushaltungen und Läden, darunter das jüdische Küster- und Lehrerhaus vollständig demoliert. Es hatte sich eine Demonstration von etwa 1.000 Personen gebildet. Zu Plünderungen oder Angriffen auf Juden ist es jedoch nicht gekommen. Zur Zeit hat sich in Bad Hersfeld die Lage beruhigt, so daß dort mit weiteren Ausschreitungen nicht zu rechnen ist.

In den Städten Eschwege, Witzenhausen, Fritzlar, Kirchhain, Krs. Marburg, Neustadt, Krs. Marburg, und in der Gemeinde Momberg wurden die Inneneinrichtungen der Synagogen demoliert, auch wurden dort teilweise die Wohnungen der Juden und die Schaufenster jüdischer Geschäfte zerstört. Plünderungsversuche konnten meist verhindert werden.

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