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Chronik und Quellen
1938
August 1938

Bericht aus Ansbach

Der Regierungspräsident Ober- und Mittelfranken berichtet am 7. September 1938 für den Monat August aus Ansbach:

Juden, Freimaurer

Auch im Berichtsmonat hat wieder eine Anzahl von Juden den Regierungsbezirk verlassen. Im Bezirk Lauf bereiten zahlreiche Juden die Auswanderung vor. Ebenso macht die Arisierung jüdischer Geschäfte gute Fortschritte.

1) Die Stadt der Reichsparteitage Nürnberg erlebte am 10.8.1938 einen denkwürdigen Tag: Julius Streicher gab das Zeichen zum Abbruch der Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz, die zur Durchführung städtebaulicher Maßnahmen entfernt werden mußte. Zehntausende Volksgenossen wohnten der geschichtlichen Stunde bei. S. Monatsbericht für Juli 1938 S. 7, Ziff. 6!

Kurz vor dem Abbruch der Synagoge ließen die Juden in aller Heimlichkeit aus der Synagoge einen 5 Ztr. schweren Stein mit Inschrift zur Erinnerung an die vor 500 Jahren niedergebrannte erste Synagoge in Nürnberg entfernen und auf den jüdischen Friedhof verbringen. Die Herausnahme des Steines besorgte der Nürnberger Baumeister Fritz Frisch, der sich erst im Jahre 1937 in die NSDAP hatte aufnehmen lassen. Frisch wurde sofort aus der Partei ausgeschlossen und seine Charakterlosigkeit in der Öffentlichkeit gebührend gebrandmarkt.

2) Der Jude [N.N.a] aus München erhielt wegen Unterschlagung von Erbschaftsgeldern vom Landgericht Nürnberg ein Jahr Gefängnis.

3) Die jüdische Ärztin [N.N.b] von Bamberg wurde wegen Verdachts des fortgesetzten Verbrechens der Abtreibung in Untersuchungshaft genommen.

4) Die jüdische Händlerin Rische Berger wurde am 5.7.1938 in Schwabach wegen Hausierens ohne Wandergewerbeschein vorübergehend in Polizeihaft genommen. Anzeige wegen Hausiersteuerhinterziehung wurde erstattet.

5) Das Landgericht Bayreuth verurteilte den 65jährigen Juden [N.N.c] aus Bayreuth wegen versuchter Rassenschande zu einem Jahr und drei Monaten Zuchthaus. [N.N.c] hatte eine Frau, die in sein Geschäft kam, um eine Rate zu zahlen, in unverschämter Weise belästigt und an sie unsittliche Anträge gestellt.

6) Die Judenschule in Schwabach, die auch als Synagoge benutzt wurde, wurde von einer Schwabacher Brauerei für ein Faßlager angekauft.

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