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Chronik und Quellen
1933
September 1933

Bericht aus Bayreuth

Der Bayreuther Stadtrat berichtet am 2. Oktober 1933 über die zweite Sptemberhälfte:

Der Jude Justin Steinhäuser hat vor kurzem das Aufgebot mit einer hiesigen Christin beantragt, und letztere hatte trotz eindringlicher Belehrung durch das Standesamt auf der Erlassung des Aufgebots bestanden. Das Aufgebot wurde erlassen, da gesetzliche Hinderungsgründe nicht bestanden. Die Ehe wurde auswärts geschlossen. Der nationale Staat spricht sich grundsätzlich gegen Judenmischehen aus. Insbesondere haben Kinder aus einer Ehe zwischen Juden und Christen schwere Nachteile für ihr Fortkommen zu erwarten. Da eine Änderung des Personenstandsgesetzes bis jetzt nicht erfolgt ist, können solche Ehen zur Zeit rechtlich nicht verhindert werden. Aus der Einwohnerschaft wurden uns erregte Vorhaltungen über die den Rechts- und Rassenanschauungen der heutigen Zeit widersprechende Aufgebotserlassung gemacht, denen mit Rechtsgründen kaum zu begegnen war. Falls die Ehe hier geschlossen worden wäre, hätte mit peinlichen Zwischenfällen gerechnet werden müssen. Vielleicht empfiehlt es sich, der wohl noch längere Zeit ausstehenden Umarbeitung der Gesetzgebung durch ein Sondergesetz, das derartige Mischehen verhindert, vorzugreifen.

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