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Chronik und Quellen
1933
Oktober 1933

Bericht aus Regensburg

Der Regierungspräsident Niederbayern und Oberpfalz berichtet am 19. Oktober 1933 für die erste Hälfte Oktober:

Im Amtsbezirk Straubing hat ein Vorfall die Bevölkerung stark beunruhigt. Ein schlecht wirtschaftender Landwirt Dirscherl hatte vor etwa 1 1/2 Jahren seinen Besitz, den ''Reithof'' an den im März ds. Js. ermordeten jüdischen Güterhändler Selz durch Zwangsversteigerung verloren. Dirscherl bemühte sich nun, verschiedene Parteistellen der NSDAP zu bewegen, ihn mit Gewalt wieder in den Besitz des Hofes zu setzen. Sein Ansinnen wurde überall abgewiesen. Ab 2. ds. Mts. erschien nun Dirscherl mit 2 Unbekannten, die angeblich Stahlhelmuniform trugen, auf dem Reithof. Die Fremden vertrieben den Verwalter und die Haushälterin und setzten Dirscherl unter Hissung der Hakenkreuzfahne als Eigentümer ein. Die angeblichen Stahlhelmer waren in einem Kraftwagen gekommen, der mit dem Münchener Erkennungszeichen versehen war, und entfernten sich auch wieder in der Richtung nach München. Der Kraftwagen soll dem Wagen sehr ähnlich gewesen sein, in dem seinerzeit Selz entführt worden ist. Dirscherl wurde verhaftet. Strafanzeige ist erstattet.

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