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Chronik und Quellen
1933
September 1933

Die Gestapo Kassel berichtet

Für September 1933 berichtet die Gestapo Kassel folgendes über die „politische Lage“:

Judentum

Allgemein konnte im September beobachtet werden, daß die im Bezirk der Staatspolizeistelle zahlreich ansässigen Juden sich wieder sicherer fühlen und dementsprechend dreister in der Öffentlichkeit hervortreten. Dieses Verhalten des Judentums führte in der letzten Zeit wiederholt zu Kundgebungen der nationalen Bevölkerung, über die im wesentlichen bereits dorthin berichtet worden ist. U.a. wurden in Kassel und in anderen Orten des Bezirks Juden, die sich mit deutschen Mädchen eingelassen hatten, in öffentlichem Aufzuge durch den Ort geführt, so daß sie und die in Betracht kommenden Mädchen in Schutzhaft genommen werden mußten. Die Festgenommenen konnten jedoch in allen Fällen alsbald wieder entlassen werden.

In Wrexen (Kreis Arolsen) kam es zu einer Demonstration gegen die dortige jüdische Papierfabrik Gebrüder Mosheim, die die Einsetzung einer NSBO bisher abgelehnt hatten. Hierüber ist gleichfalls unterm 31. August ds. Js. besonders dorthin berichtet worden. Die Gleichschaltung der Belegschaft wurde daraufhin durchgeführt. Eine ähnliche Kundgebung fand in Eschwege vor der Fabrik der jüdischen Textilwaren-Fabrik Gebr. Brinkmann statt. Auch hier ist die Einsetzung einer der NSBO angehörenden Betriebsvertretung in die Wege geleitet.

Ferner wurden in einigen Orten des Bezirks die Fenster mehrerer Häuser jüdischer Einwohner durch Schüsse oder Steinwürfe zertrümmert. Die Ermittlungen nach den Tätern verliefen ergebnislos. Jedoch besteht hier Grund zu der Annahme, daß es sich zum Teil um kommunistische Provokationen handelt.

Die Beschädigungen des vor dem Kasseler Rathaus stehenden, von der jüdischen Familie Aschrott gestifteten Denkmalsbrunnens ist unterm 21.9.-68- dorthin gemeldet worden.

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