Bericht aus Würzburg
Der Regierungspräsident Unterfranken und Aschaffenburg berichtet am 6. September 1933 für die zweite Hälfte August aus Würzburg:
Am 28.8. wurden von 5-6 SS -Leuten aus Aschaffenburg 3 Juden aus Hörstein, BA Alzenau, gelegentlich der dortigen Kirchweih mittels Auto außerhalb der Ortschaft verbracht und in unerhörter Weise mit Gummiknüppeln mißhandelt. Dem einen Verletzten wurde der Unterkiefer zerschmettert, mehrere Zähne gelockert und das eine Auge blau geschlagen, sodaß er ein Bild des Jammers bot. Da die Annahme berechtigt ist, daß der Überfall von SS-Leuten aus Hörstein veranlaßt wurde, erfolgte, um einer Verdunkelungsgefahr zu begegnen, im Einvernehmen mit dem Kreisleiter die Verhaftung des Hörsteiner SS-Führers Vogt. Die Verhaftung mußte jedoch am 29.8. auf Anordnung der Bayer. politischen Polizei aufgehoben werden.
Am Sonntag, den 20.8.1933 abends gegen 21 Uhr wurden an der Synagoge in Miltenberg 12 Fensterscheiben des großen Synagogenfensters und 2 Fensterscheiben des jüdischen Schulsaales in der Synagoge mit Steinen eingeworfen. Die Täter konnten bis jetzt nicht namentlich ermittelt werden. Da an diesem Abend die SS-Kapelle von Würzburg im Festsaale des Hotels zur Linde ein Konzert gab, bei dem in einem einzigen Stück auch der Spielmannszug I/56 mitwirkte, hat die Gendarmeriehauptstation Miltenberg die Polizeidirektion Würzburg um Einvernahme der SS-Leute des Spielmannszuges ersucht. Verdachtsgründe, daß die Täter in diesem Kreise zu suchen sind, sollen vorliegen.
Die Polizeidirektion Würzburg berichtet über einen von der NSBO geleiteten Boykott gegen eine jüdische Firma. Die Gauleitung der NSBO wurde aufgefordert, die Boykottmaßnahmen einzustellen.