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Chronik und Quellen
1939
Juli 1939

Bericht aus Speyer

Der Regierungspräsident Pfalz berichtet am 10. August 1939 für den Monat Juli aus Speyer:

Juden

Die Zahl der am 1.7.1939 im Regierungsbezirk Pfalz ansässigen Juden betrug 1.814. Davon waren 1.689 Juden deutscher Staatsangehörigkeit, die übrigen 125 Juden fremder Staatsangehörigkeit. Das bedeutet eine Abminderung gegenüber dem Stande vom 1.4.1939 um 299 Juden (273 deutscher Staatsangehörigkeit, 26 fremder Staatsangehörigkeit).

Am 13.7. fand in Ludwigshafen a. Rhein eine Sitzung des jüdischen Synagogenrates statt, die von Professor Koburger geleitet wurde. Er beschäftigte sich in seinen Ausführungen mit der Frage der Zusammenziehung der jüdischen Familien in den noch in jüdischem Besitz befindlichen Häusern, ferner mit der Frage des Schulunterrichts für die jüdischen Kinder. Er gab bekannt, daß auf Grund behördlicher Regelung in der Pfalz nur noch in Kaiserslautern und Speyer jüdische Schulen geführt werden dürfen, was zur Folge habe, daß die jüdischen Kinder von Ludwigshafen a. Rhein künftig die Schule in Speyer besuchen müßten. Die Fahrtkosten würden der Landesverband und der Reichsverband der Juden je zur Hälfte tragen.

Am 16./17.7. wurden auf dem Judenfriedhof in Neustadt a.d. Weinstraße 22 oder 23 Grabsteine von den Sockeln geworfen. Zu Beschädigungen ist es dabei nicht gekommen. Die Tat soll von jungen Burschen ausgeführt worden sein. Die Täter sind nicht bekannt. Die Geheime Staatspolizei wurde von der Tat verständigt.

In Dahn (Lkr. Pirmasens) hatten nachts junge Leute das Haus des stets frech und provozierend auftretenden Juden Levy angegriffen und den Juden aufgefordert, sofort mit seiner Familie Dahn zu verlassen. Einige Burschen schafften ihn später mittels Kraftwagen nach Pirmasens. Im weiteren Verlauf der Aktion drangen einzelne Leute in das Judenhaus ein und entwendeten Lebensmittel und andere Gegenstände. 3 Personen mußten deshalb in Haft genommen werden.

Am 7.7. ließ sich der Jude [N.N.a] aus Thaleischweiler (Lkr. Pirmasens) in einer Wirtschaft tätliche sittliche Belästigungen einer Kellnerin zu schulden kommen und kam daher in Haft.

Am 20.7. erhängte sich im Keller seines Wohnhauses in Zweibrücken der frühere jüdische Lehrer Simon Israel Schwarz.

Anfang Juli 1939 gelang es dem sattsam bekannten Juden Hermann Israel Grünebaum in Rülzheim (Lkr. Germersheim), der bei einem seiner Besuche 70 Pfd. Butter und eine große Anzahl Eier gehamstert hatte, sein schmutziges Handwerk zu legen. Bei seinem Verhör gab er an, daß diese ''Lieferung'' für seine Rassegenossen in Mannheim bestimmt sei. Er wird sich dafür nun vor Gericht zu verantworten haben.

Der jüdische Großbetrüger [N.N.b] in Landau i.d.Pf., der während seines Gastaufenthaltes in Landau i.d.Pf. durch umfangreiche Betrügereien großes Vermögen seit Kriegsende, besonders in der Systemzeit zusammenraffen konnte und deshalb am 26.10.1938 vom Schöffengericht Landau i.d.Pf. wegen eines fortgesetzten Vergehens des Betruges in Tateinheit mit Vergehen gegen das Wein- und Lebensmittelgesetz zu einer Gesamtstrafe von 2 Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 100.000 RM verurteilt wurde, hat gegen das Urteil Berufung eingelegt. Die Berufungsverhandlung findet im Laufe des August vor der Großen Strafkammer des Landgerichtes Landau i.d.Pf. statt.

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