Bericht aus Regensburg
Am 7. August 1939 erstattet der Regierungspräsident Niederbayern und Oberpfalz in seinem „Monatsbericht“:
Die Juden
Die Entjudung der gewerblichen Wirtschaft in dem zum alten Reichsgebiet gehörenden Teil des Regierungsbezirkes ist abgeschlossen. Die gewerbliche Entjudung in den drei angegliederten sudetendeutschen Landkreisen ist außerordentlich schwierig, da die Betriebe meist sehr verschuldet und die finanziellen Verhältnisse überdies entweder wegen Verschleppung der Buchhaltung oder wegen an sich ungenügender Buchführung sehr unklar sind. Die Entjudung der Optischen Werke Neurn und des Gabelwerks Bernt in Neurn steht vor dem Abschluß.
Die Entjudung des Hausbesitzes schreitet im alten Reichsgebiet rasch vorwärts, dagegen wollen die geflüchteten Juden, die im Sudetengebiet ansässig waren, meist nicht verkaufen. Wenn sie verkaufsbereit sind, machen sie den Verkauf regelmäßig vom freien Transfer des Kaufpreises abhängig, also von einer Bedingung, die kaum erfüllbar ist. Über diese Frage schweben Verhandlungen mit der Devisenstelle Wien. Da gerade in den sudetendeutschen Landkreisen die alsbaldige Überführung des Hausbesitzes, mindestens soweit er Geschäftsräume enthält, in arische Hände notwendig ist, werde ich voraussichtlich demnächst an den Reichswirtschaftsminister den Antrag stellen, in größerem Umfange Zwangsarisierungen des Hausbesitzes zu gestatten. Zur Zeit sammle ich noch Material.
In Winterberg, Lkr. Prachatitz, macht es böses Blut, daß die geflüchteten Juden, die den Großhandel in Händen hatten, die kleinen Geschäftsleute auf Bezahlung der Warenschulden verklagten und ein arischer Rechtsanwalt die Forderungen dieser Juden anscheinend mit ziemlichen Nachdruck vertritt. Es sollen insgesamt rd. 55.000 RM eingeklagt sein; weitere Klagen sollen drohen. Diese Angelegenheit ist beim Staatsministerium für Wirtschaft anhängig.