Das SD-Hauptamt (II 112) berichtet
Am 2. Mai 1939 erstattet das SD-Hauptamt (II 112) folgenden Bericht:
Vermerk:
Der SD-U.A. Danzig hat vor einiger Zeit für den Dienstgebrauch einen Bericht über das Judentum und seine Organisationen in Danzig herausgebracht. II 112 erhielt von der Existenz dieses Berichtes erst durch eine Mitteilung von RR . Lischka (Gestapa II B) Kenntnis. Das Deutsche Generalkonsulat in Danzig hatte ein Exemplar des Berichtes dem A.A. zugestellt, welches seinerseits wieder das Gestapa unterrichtete.
Der Bericht, der zweifellos den SS-U'Stuf. Wisliceny zum Verfasser hat, gliedert sich in 5 Hauptteile. Einleitend wird auf die politischen und religiösen Strömungen im Judentum Europas unter Berücksichtigung der Entwicklung in Deutschland und Danzig eingegangen. In diesem Abschnitt wird die geschichtliche Entwicklung, die Emanzipation des Judentums und sein Vordringen, sowie das Wesen des Zionismus , der Orthodoxie und die Trennung zwischen Ost- und Westjudentum herausgearbeitet. Der 2. Teil befaßt sich mit der Synagogengemeinde in Danzig und schildert ihre Entwicklung und Aufgabenstellung.
Weiter haben im folgenden Teil die sog. Neutralen, sowie die Hilfs- und Berufsorganisationen in Danzig Erwähnung gefunden. Der 4. Teil befaßt sich in Kürze mit den jüdisch-kulturellen Organisationen in Deutschland.
Schließlich wird noch in etwas breiterem Umfange auf die jüdisch-politischen Organisationen in Danzig eingegangen. Die Verbände der Assimilation , der jüdischen Orthodoxie und der Zionisten werden im einzelnen dargestellt.
Der Bericht ist mit einer schematischen Darstellung des Zusammenwirkens der jüdischen Organisationen in Danzig und der Tätigkeit der Kultusgemeinde im besonderen versehen. Er ist weiter illustriert durch zahlreiche Abbildungen, die aufgegliedert sind in Photographie der Danziger Synagoge und einige Versammlungslokale; weiter finden sich dort Bilder bekannter Juden aus der deutschen Politik (Marx, Lasalle, Rathenau usw.). Auch die zionistischen Führer Herzl , Weizmann und Jabotynski sind abgebildet. Eine Karte von Palästina , in welche der Peelsche Teilungsplan eingezeichnet ist, illustriert die Lage zu Anfang des Jahres 1938. Endlich finden sich noch einige Bilder aus Palästina in dem Bildanhang.
Der Bericht zeigt, daß sein Verfasser über alle Strömungen im Judentum, seine Geschichte und insbesondere über die Lage in Danzig sehr gut unterrichtet ist. Es muß noch erwähnt werden, daß sich seit der Abgabe der Berichts die Situation in Danzig, insbesondere im Hinblick auf die Tatsache, daß sich die meisten Organisationen in Danzig inzwischen aufgelöst haben, so verändert hat, daß der Bericht nicht mehr als voll aktuell bezeichnet werden kann.