Menü
Chronik und Quellen
1938
Dezember 1938

Bericht aus Speyer

Am 7. Januar 1939 erstattet der Regierungspräsident Pfalz in seinem „Monatsbericht“:

Juden

In der Judenfrage ist es im Monat Dezember ruhiger geworden. Die meisten der in Schutzhaft befindlichen Juden sind an Weihnachten entlassen worden und zu ihren Familien zurückgekehrt. Ein Teil der zurückgekehrten Juden betreibt die Auswanderung , andere wieder versuchen sich bei Angehörigen in größeren Städten niederzulassen. Auswanderungsziel ist vorwiegend Mittel- und Südamerika. Wie das Bezirksamt Pirmasens berichtet hat, ist dabei auffällig, daß eine Reihe von Judenfamilien Vorladungen zwecks Auswanderung von dem Konsulat der Dominikanischen Republik in Köln erhielt. Jedoch sollen auch hier bereits die Einreise gesperrt bezw. abgebremst sein. Nach Bericht des gleichen Amtes sind auch Transporte jüdischer Kinder, die nach Holland gehen sollten, vorläufig eingestellt worden.

Lediglich in den Bezirken Landau i.d.Pf. und Ludwigshafen a. Rhein ist es auch im letzten Berichtsmonat zu kleineren Aktionen gegen Juden gekommen. In Edesheim (Bezirk Landau i.d.Pf.) wurden am 4.12.1938 an dem Anwesen des Juden Hermann Kayem die Fensterscheiben der Erdgeschoßwohnung eingeschlagen. Die Anzeige wurde der Staatspolizeistelle Neustadt a.d. Weinstr. zugeleitet. In der Nacht vom 8./9.12.1938 drangen einige Männer durch das versperrte Hoftor in den Hof des jüdischen Anwesens Michael Mayer in Iggelsheim (Bezirk Ludwigshafen a.Rh.) ein und warfen mit Ziegelsteinen sechs Fensterscheiben im Treppenhaus und vier kleinere Oberlichtfenster in der Türe sowie einen Teil der Türfüllung ein. Der Sachschaden beträgt etwa 30-40 RM. Beim Verlassen des Hofes drohte einer der Leute der zum Fenster des 1. Stockwerkes herausschauenden Tochter Susanna Mayer mit dem Stock. Nachforschungen nach den Tätern waren bis jetzt erfolglos.

Eine Jüdin aus Meckenheim (Bezirk Neustadt a.d. Weinstr.) leidet angeblich infolge der Judenaktion an Verfolgungswahnideen und hat sich deshalb in das Krankenhaus nach Mannheim begeben.

Im Auftrage der Geheimen Staatspolizei war der Kassenschrank des Juden Jakob Frank von Oberlustat (Bez. Germersheim) zu öffnen. Die Gendarmerie Weingarten hat den Schrank durch einen Schlosser aufschweißen lassen. In dem Schrank fanden sich 19.000 RM an Wertpapieren und eine Kartei der sich auf 33.000 RM belaufenden Außenstände.

Im Bezirke Waldmohr mußte ein Jude wegen Führung von Kraftfahrzeugen und wegen Verstoßes gegen die VO über den Einsatz jüdischen Vermögens beanzeigt werden.

Der 31jährige Jude [N.N.] aus Landau i.d.Pf. wurde vor einigen Monaten unter dem Verdacht, ein Sittlichkeitsverbrechen begangen zu haben, verhaftet. Inzwischen ist der jüdische Schmutzfink mit anderen gleichartigen Verbrechern mit denen er widernatürliche Unzucht getrieben hatte, von der Strafkammer in Heidelberg wegen eines Verbrechens gegen § 175 RStGB zu 14 Monaten Gefängnis verurteilt worden.

Baum wird geladen...