Die Situaion im KZ Buchenwald
Der im Zuge des Pogroms festgenommene und anschließend im KU Buchenwals internierte Julius Freund schildert die dortige Situation so:
Es gab einige Hunderte Schwerverletzte, auch Kranke, die zu Hause bereits in häuslicher Pflege waren, Irrsinnige, welche unter Aufsicht standen. Juden durften nicht verbunden werden; sogar aus unserem Revier (Häftlingskrankenbau, d. V.) wurden alle Juden ohne Rücksicht auf ihren Gesundheitszustand auf ihre Blöcke getrieben, denn so wollte es die Lagerleitung. (...) Drei Tage und Nächte dauerte dieser Zustrom. Ich habe im Weltkrieg auf manchem Hilfsplatz schon vieles erlebt, aber hier, mitten im Frieden, unter einem Kulturvolk des 20. Jahrhunderts, war der Boden getränkt von Blut und Eiter. Neben Verwundeten lagen bereits Tote; es roch nach Kot, Schweiß und Urin. Irrsinnige hielten Ansprachen gegen Hitler, liefen mit offenen Taschenmessern herum, stiegen über herumliegende Verwundete mit Arm- und Beinbrüchen, Sterbende röchelten. Es war alles durcheinander, es glich einer babylonischen Verwirrung. Es gab kein Wasser, keinen Verband und keine Medikamente. Aufstände von Hungrigen und Durstigen mussten unterdrückt werden. Es war die Hölle auf Erden. Jeder Hilferuf erstickte an der Lagergrenze.“
Ein weiterer dort inhftierter aus Frankfurt a.M. stammnder Jude erinnerte sich später:
„Die Leute bekamen furchtbaren Durchfall und haben sich alle beschmutzt, haben in die Hosen gemacht, sie standen auf dem Appellplatz und konnten sich nicht helfen. Man mußte den ganzen Tag auf dem Appellplatz stehen, dann musste man dort sitzen oder liegen. Viele konnten das nicht durchhalten und liefen zur Latrine. Man hat den ganzen Tag zugesehen, wie diese Leute auf den Bock gespannt und ausgepeitscht wurden.“