Zeitzeugenbericht über Deportation aus Köln
In einem Ende Mai 1945, in Prag verfassten Brief schrieb die überlebende Ehefrau von Ludwig Herzog u.a. über die Deportation nach Lodz:
„Am 17. Oktober 1941 erhielten wir die Aufforderung, uns zum 21. Oktober früh um 7 Uhr in der Deutzer Messehalle mit 50 kg. Gepäck, Proviant für drei Tage, Bettwerk und 100.- RM. pro Person einzufinden. [...] Als am Dienstag, den 21.10. waren wir um 7 Uhr vor der Messehalle. Zwischen den Menschen liefen noch einige Arier herum, um uns helfen zu können, was sie konnten, wie überhaupt die Bevölkerung im Grossen und Ganzen ausser sich war. [...] Das Geschrei und die Unruhe waren unbeschreiblich. Am Abend gab es kein Licht wegen Fliegergefahr, denn die grosse Messehalle kann nicht verdunkelt werden. Nur einige Notlampen mit Blaubirnen brannten in den Ecken. Die Toilettenfrage war katastrophal, da für 1030 Menschen nur 4 Damen- und 4 Herren-Toiletten existierten.“
Am 22. Oktober, mussten die Deportierten zu Fuß vom Sammellager zum Bahnhof Köln-Deutz laufen, wo auf Bahnsteig 5 ein Sonderzug bereitstand. Die Frau von Ludwig Herzog schreibt dazu:
„Dann ging´s zum Bahnhof Köln-Deutz-Tief. Das sind normalerweise 3-5 Minuten und wir brauchten eine knappe Stunde dazu. [...] ein Mann brach vollkommen zusammen. Da mussten zwei andere ihr Gepäck fortwerfen, um dem Mann helfen zu können. Ein Mann wurde wahnsinnig, der wurde im letzten Moment noch in die Irrenanstalt gebracht. Eine Frau nahm 36 Veronaltabletten und blieb liegen, u.s.w. [...] Schliesslich gelangten wir auf den Bahnsteig. Dort durften wir uns in fünfter Reihen aufstellen und dann hielt uns der S.S. Offizier noch eine Abschiedsrede, bei der genügend Tränen flossen, von seiner Seite, dass er uns nicht selbst umbringen durfte. [...] dann ging´s los“.
Über die Ankunft in Lodz schrieb Ludwig Herzogs Frau:
„Wir stiegen also am Bahnhof Litzmannstadt-Radegast aus, gingen einige 100 Meter und als wir uns plötzlich umsahen, wurde gerade ein Tor hinter uns zu gemacht. Wir waren im Ghetto gefangen. [...] Wir wurden alle in einer Schule untergebracht. In einem Klassenraum ca. 80-90 Menschen. Ohne Pritschen und ohne unser Bettzeug mussten wir selbstverständlich auf der nackten Erde schlafen“.