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Chronik und Quellen
1938
März 1938

Bericht aus Speyer

Am 13. April 1938 gibt der Pfälzer Regierungspräsident seinen Bericht für März ab:

Juden

Während das Bezirksamt Kaiserslautern berichtet, daß die Bestrebungen der Juden auszuwandern anhalten, daß weitere Auswanderungen bevorstehen, wobei Palästina und Amerika als Auswanderungsziel genannt werden, ist die Kopfstärke des jüdischen Bevölkerungsteiles in Neustadt a.d. Weinstr. durch zwei Zugänge auf 189 gestiegen. Hiervon sind 53 im jüdischen Altersheim, 9 Personen sind Ausländer. Aus Rülzheim (Ba . Germersheim) ist der Jude Josef Kahn mit seiner Ehefrau nach USA ausgewandert; der Jude Max Feibelmann ist nach Verkauf seines Wohnhauses für 12.000 RM zu seiner Tochter nach Frankfurt a.M. verzogen. Die jüdischen Viehhändler sind nach dem Bericht des Bezirksamtes Germersheim ohne Beschäftigung.

In der Nacht zum 28. Februar hat sich der Jude Otto Weilheimer in Ludwigshafen a.Rh. in seiner Wohnung erhängt. Er hatte einen Alteisenhandel betrieben und schon seit längerer Zeit mit Zahlungsschwierigkeiten zu kämpfen.

In strafrechtlicher Hinsicht hatte sich der 24-jährige [N.N.b] aus Pirmasens zu verantworten. Als Halbjude bekennt er sich konfessionell zum Judentum; er war daher im Sinne des Blutschutzgesetzes als Jude anzusehen. Seit längerer Zeit unterhielt er mit einem nun 21-jährigen Mädchen ein Verhältnis, das nicht ohne Folgen blieb. Er wurde am 15. März zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt.

In einer Unterwerfungsverhandlung vor dem Finanzamt Kandel vom 16. März wurde der Viehhändler [N.N.b] von Hagenbach (BA . Germersheim) wegen fortgesetzter Hinterziehung von Umsatzsteuer für die Jahre 1927 bis 1935 mit 6.300 RM, von Einkommensteuer für die Jahre 1927 bis 1935 mit 3.700 RM und wegen versuchter Hinterziehung der Vermögenssteuer 1936 bis 1938 mit 100 RM verurteilt. Es handelte sich um einen Juden, der als erbarmungsloser Ausbeuter bekannt geworden ist.

Der Jude [N.N.c] aus Albersweiler (BA Bergzabern), der wegen Betrugs strafverfolgt wurde, ist ins Ausland geflohen und soll sich zur Zeit in Amsterdam befinden. [N.N.c] hatte eine tuberkulöse Kuh, trotzdem sie ihm schon aus dem gleichen Grunde bei einem Verkauf nach Württemberg zurückgeschlagen worden war, als gesundes Nutzvieh an einen Siebeldinger Bauern verkauft. Das Verfahren wurde nun wegen der durch die Flucht des Angeklagten bedingten Abwesenheit vorläufig eingestellt.

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