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Chronik und Quellen
1938
Februar 1938

Bericht aus Speyer

Am 9. März 1938 gab der Pfälzer Regierungspräsident seinen Bericht für Februar ab:

Juden

In der Sitzung des Synagogenrates Ludwigshafen a. Rhein vom 9.2.1938 wurde neuerdings über die schlechte finanzielle Lage der Kultusgemeinde gesprochen.

Die Gendarmerie Rülzheim (BA . Germersheim) berichtet, daß der Ausschluß der Juden vom Viehhandel deren Auftreten verändert und stark zum Stimmungsumschwung beigetragen hat. Ihr herausforderndes Verhalten haben sie abgelegt und in ein scheues Benehmen und in Zurückhaltung verwandelt. Gewerbetreibende Parteigenossen haben sie aus ihrem Kundenkreis ausgeschlossen. Mit einer einzigen Ausnahme verabreichen gewerbetreibende Cafebesitzer den Juden keine Ware und keine Getränke mehr. In den nächsten Wochen werden auch wieder einige Judenfamilien in das Ausland abwandern.

Die jüdische Zigarrenfabrik Mayer u. Co. in Speyer und Hördt (Ba . Germersheim) ging durch Kauf auf die arische Firma Bönninger in Duisburg über. Die Übernahme des Betriebes durch die neue Firma erfolgt voraussichtlich am 1.6.1938.

Auf Weisung der Geheimen Staatspolizei - Staatspolizeistelle Neustadt a.d. Weinstraße wurde eine von der Zionistischen Vereinigung Kaiserslautern beabsichtigte Jugendstunde sowie ein Vortrag in der Synagoge über Wanderung und Wandlung nicht zugelassen.

Nach Bericht der Bezirksamtaußenstelle Waldmohr tragen sich die in diesem Bezirk noch ansässigen wenigen Judenfamilien zum Teil mit Auswanderungsabsichten.

Wie die ''NSZ.-Rheinfront'' vom 24.2.1938 meldet, hatten sich vor dem Amtsgericht Bergzabern die Landwirte Kuchler und Clemens Röhrig aus Steinfeld und der Jude Alfred Trautmann aus Bergzabern wegen Schmuggels zu verantworten. Dem Tatbestand lag folgender Sachverhalt zugrunde: Der Angeklagte Kuchler brachte so ''nach und nach'' Zigarettenpapier mit über die Grenze, ohne dafür Zoll zu zahlen. Er hatte ungefähr 100 Büschel beisammen, da kam eines Tages Röhrig zu ihm und kaufte ihm 70 Büschel ab. Das Büschel bezahlte er mit 0,15 RM. Später verkaufte der Juden Trautmann von Bergzabern dem Röhrig eine Kuh. Bei dieser Gelegenheit sah Trautmann, daß Röhrig ''feines'' französisches Zigarettenpapier hatte und sich Zigaretten drehte. Röhrig bot ihm daraufhin Zigarettenpapier an und Trautmann ''bezog'' von ihm 50 Büschelchen. Und zwar verlangte Röhrig dem Trautmann 0,25 RM pro Büschel. Als man hinter diesen Schmuggel kam, konnte man bei Trautmann noch 38 Büschel beschlagnahmen. Der Angeklagte Kuchler erhielt eine Geldstrafe von 100 RM, Röhrig eine solche von 60 RM und Trautmann ebenfalls eine Geldstrafe von 60 RM.

Wegen Betrugs wurde der jüdische Viehhändler [N.N.a] aus Edenkoben (Bezirksamt Landau i.d.Pf.) angezeigt.

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