Vergebliche Auswanderungsbemühungen
Arthur Cohen aus Düsseldorf schildert seinem Cousin in New York am 31. August 1941 seine vergeblichen Bemühungen um Auswanderung:
Meine Lieben.
Vor ein paar Tagen sandte uns O. Emil Deinen Brief, 1. Alfred, vom 6.8. und fügte ein paar Zeilen bei, mit denen er uns Lebewohl sagte, da sie am 28. von Berlin nach Barcelona fahren sollen, wo sie ein neues amerik. Visum bekommen würden. Wir freuen uns sehr, daß den Koblenzern nach all den Mühen die Auswanderung doch noch gelungen ist, nicht nur allein für sie selbst, sondern auch für Euch. Wann werden die Krefelder und auch wir soweit sein?, wenn unsere Auswanderung programmmäßig abgelaufen wäre, hätten wir uns in einigen Wochen reisefertig machen können.
Mit der Aussichtslosigkeit eines vorübergehenden Aufenthaltes in Portugal scheinst Du, l. Alfred, leider recht zu haben, denn unsere Verwandten in Oporto, die sich an das American Joint Distribution Committee in Lissabon gewandt haben, erhielten folgenden Bescheid:
„Mit der Schließung der amerik. Konsulate in Deutschland gibt es keine Möglichkeit zur Emigration nach USA, wenigstens im gegenwärtigen Augenblick. Alle Visen müssen jetzt in Washington autorisiert werden. Das Konsulat in Lissabon ist nicht in der Lage, den Leuten in Deutschland Visen zu gewähren, weil diese nicht das nötige Transitvisum erlangen können, durch welches sie in die Lage versetzt würden, zunächst hierherzukommen.“ Von verschieden Seiten hörten wir, daß die Inhaber von AC-Bescheinigungen bevorzugt Visen bekommen sollen, ohne jedoch etwas Positives zu erfahren. O. Leo schrieb uns, daß er sein Möglichstes tun werde, um für uns einen vorübergehenden Aufenthalt in Cuba zu bekommen, jedoch ist es noch fraglich, ob durch die Schließung der cubanischen Konsulate das Visum weiter von der cubanischen Gesandtschaft in Berlin gegeben wird. Wir müssen uns vorläufig mit so vielen ändern trösten, denen es auch so geht wie uns, u. a. die Krefelder, die uns noch vor kurzem schrieben und einen Brief der Lieben aus Worcester beifügten. Wir freuen uns, daß es ihnen so gut geht, Euch hoffe [ich] auch gesund, besonders Dich, 1. Alfred, wo Du soviel abgenommen hast. Ich habe in meiner jetzt einjährigen Tätigkeit bestimmt dasselbe abgenommen, fühle mich aber gesund, schade, daß ich Dir nicht bei Deiner schweren Arbeit helfen kann, da ich bestimmt jetzt auch Praxis habe, solche anzupacken. Du kannst froh sein mit dem guten Erfolg Deines Geschäftes. Eugen scheint ja wirklich jetzt eine Ia Stelle zu haben, werden die Kinder sicher manches Mal sich am süßen Onkel Eugen erfreuen. Eloffentlich geht es ihnen gut, haben die Ferien gut verbracht und treffen sich möglichst zu den Feiertagen bei Eugen und Lotte. Leider ist es [uns] auch in diesem Jahre nicht vergönnt, ihnen und Eugens persönlich zu gratulieren, sie werden aber auch so wissen, daß wir ihnen allen nur das Allerbeste wünschen, ebenso wie Euch, meine Lieben. Vater geht es gut, er war vor einigen Tagen zum 1. Mal nach seiner Krankheit wieder in Köln, und zwar allein, er hat sich wieder fabelhaft herausgemacht. Am 9.9. haben Onkel und Tante Lindheimer in Krefeld Goldene Hochzeit, Tante ist seit einigen Wochen wieder aus dem Krankenhaus entlassen und kann schon wieder ganz gut laufen. Indem ich Euch weiter alles Gute wünsche,
grüßt Euch herzlichst Euer
M. Lieben! Wir hoffen Euch Alle wohlauf, und auch wir [sind] G.s.D. gesund. Natürlich ist es uns sehr weh, wenn wir denken, daß wir glaubten, nun bald reisen zu können. Aber mit Gottes Hilfe kommt auch der Tag, daß wir mit den Lieben wieder vereint sind. Zu den bevorstehenden Feiertagen wünsche Euch Allen nur das Beste. Ich hoffe, die 1. Kinder zusammen bei Eugens. Bleibt gesund u. schreibt bald wieder.
Herzlichst Eure Aenne
Meine Lieben!
mir geht’s G.L soweit wieder gut. Mittwoch war ich in Köln, nach langer Zeit im Asyl, habe Leopold auch gesprochen. Außer [.. .] geht’s Siegmund soweit gut, jedoch meint er noch immer, er käme mit seinem Geld nicht zurecht, zu den bevorstehenden Feiertagen gratuliere recht herzlich, verbleibe mit herzl. Grüßen, Isaac