Vernichtung der europäischen Juden
Goebbels notiert am 19. August 1941 in sein Tagebuch, dass Hitler gerade seine Prophezeiung über die Vernichtung des europäischen Judentums in Erfüllung gehen sehe:
19. August 1941 (Dienstag)
Gestern: [...]
In der Judenfrage kann ich mich beim Führer vollkommen durchsetzen. Er ist damit einverstanden, daß wir für alle Juden im Reich ein großes sichtbares Judenabzeichen einführen, das von den Juden in der Öffentlichkeit getragen werden muß, sodaß also dann die Gefahr beseitigt wird, daß die Juden sich als Meckerer und Miesmacher betätigen können, ohne überhaupt erkannt zu werden. Auch werden wir den Juden, soweit sie nicht arbeiten, in Zukunft kleinere Lebensmittelrationen zuteilen als dem deutschen Volke. Das ist nicht mehr als recht und billig. Wer nicht arbeitet, soll nicht essen. Das fehlte noch, daß beispielsweise in Berlin von 76000 Juden nur 26000 arbeiten, die übrigen aber nicht nur von der Arbeit, sondern auch von den Lebensmittelrationen der Berliner Bevölkerung leben! Im übrigen sagt der Führer mir zu, die Berliner Juden so schnell wie möglich, sobald sich die erste Transportmöglichkeit bietet, von Berlin in den Osten abzuschieben. Dort werden sie dann unter einem härteren Klima in die Mache genommen.
Bezüglich der Tabak- und Konfessionspropaganda teilt der Führer ganz meinen Standpunkt. Er ermächtigt mich, ein scharfes Rundschreiben an die Partei herauszugeben, in dem die Behandlung von Themen, die nicht unmittelbar zur Erkämpfung des Sieges notwendig sind, striktest unterbunden wird.
Allerdings hat er die Absicht, mit dem Bischof von Galen in Münster, wenn die über seine Predigt mitgeteilten Exzesse den Tatsachen entsprechen, ein Exempel zu statuieren. Er beauftragt mich, dann diese Nachricht nach Möglichkeit in den englischen Rundfunk zu lancieren; wir werden dann in der Presse mit Entrüstung darüber herfallen und erklären, daß es überhaupt niemals der Fall sein könnte und der Fall gewesen wäre. Dann allerdings wollen wir durch eine Untersuchung feststellen lassen, daß der Bischof Galen in der Tat so etwas gesagt habe, und der darauf folgende Entrüstungsausbruch des ganzen Volkes gibt uns dann die willkommene Gelegenheit, mit besagtem Bischof nach den Gesetzen zu verfahren, ihn vor den Volksgerichtshof zu stellen und zu einer schweren Strafe verurteilen zu lassen.
Sonst aber ist der Führer entschlossen, im Innern Ruhe zu halten. Ich verweise auf das Beispiel von 1932, wo wir uns auch ausschließlich auf die Erringung der Macht konzentrierten und nicht von diesem Thema abschweiften. So müssen wir uns heute ausschließlich auf die Erringung des Sieges konzentrieren. Probleme von untergeordneter Bedeutung gehören in die Aktenmappe für die Nachkriegszeit.
Der Führer gibt der Meinung Ausdruck, daß es unter Umständen möglich sein wird, daß ganz plötzlich der Frieden ausbricht. Wir können die innerenglischen Verhältnisse von uns aus überhaupt nicht richtig beurteilen. Daß es drüben an vielen Ecken und Enden im Brechen ist, ist klar. Auch bei der Erringung der Macht ist es ja ähnlich gewesen. Wir haben in unserer deutschen Gründlichkeit und Objektivität den Gegner immer überschätzt mit Ausnahme in diesem Falle die Bolschewisten. Auch damals glaubten wir uns Anfang Januar 1933 weiter denn je von der Macht entfernt. Vier Wochen später war der Führer Reichskanzler. Vielleicht ist es hier ähnlich. Vielleicht wird Churchill eines Tages seinen Sturz erleben. Er kann sich heute schon nicht mehr richtig regen. Er ist an Händen und Füßen gefesselt. Wenn er heute versucht, mit Propaganda das deutsche Volk mürbe zu machen, so ist dieser Versuch zu einer vollkommenen Erfolglosigkeit verurteilt. Englands Lage ist mehr als verzweifelt. Sie erscheint uns nur nicht so, weil Churchill so furchtbar angibt.
USA ist nicht kriegsreif. Roosevelt hat zwar ein Interesse daran, den Krieg möglichst lange hinzuziehen. Aber in ihn einzugreifen, dazu fehlt ihm die Lust und auch die Vollmacht. Er hat wohl auch Schwierigkeiten in seinem Zusammengehen mit dem Bolschewismus. Die hochkapitalistischen und vor allem die Wallstreetkreise in den USA sind dagegen. Man befürchtet davon eine allmähliche Infizierung der amerikanischen Öffentlichkeit; wohl nicht mit Unrecht. Ein häusliches Umgehen mit dem Bolschewismus geht immer zu Lasten des Nichtbolschewisten. Die Gefahr des Bolschewismus kann überhaupt nicht hoch genug veranschlagt werden. Wenn gar der Bolschewismus noch militant wird, so wie er uns heute entgegentritt, dann ist die Gefahr eine tödliche. Wir wissen heute vielleicht noch gar nicht, in welch einer prekären Lage wir im Juni dieses Jahres gewesen sind. Der Herbst hätte bestimmt die Explosion gebracht. Der Lührer ist heute auch davon überzeugt, daß Moskau und London längst handelseins waren. Das soll nicht heißen, daß Stalin und Churchill am selben Strang ziehen; aber sie haben sicherlich für eine gewisse Wegesstrecke ein gemeinsames Ziel gehabt. Dieses Ziel heißt: Vernichtung des Reiches.
Was es für uns bedeutet hätte, wenn die bolschewistischen Horden in das hochzivilisierte Mittel- und Westeuropa eingedrungen wären, ist gar nicht zu beschreiben. Das müßte eigentlich auch eine Warnung für unsere Intellektuellen sein, die heute schon vielfach mit dem Einwand herumkrebsen, daß der Ostfeldzug gar nicht nötig gewesen sei. Sie kennen die Gefahr des Bolschewismus nicht, weil sie nie mit ihr umgegangen sind. Wir kennen sie, weil wir den Bolschewismus jahrelang in unserem innerpolitischen Kampf schon an der Klinge gehabt haben. Ich werde mit Zustimmung des Lührers veranlassen, daß in größerem Umfange deutsche Intellektuelle, Wirtschaftler, Künstler, Wissenschaftler in bolschewistische Gefangenenlager geführt werden, damit sie dort durch eigene Inaugenscheinnahme sehen können, wie es um den bolschewistischen Menschentyp bestellt ist.
Die antibolschewistische Stellungnahme ist in Europa eine ziemlich allgemeine. Sie wird zwar durch die englische Propaganda künstlich verdeckt, aber sie ist doch klar und eindeutig. Vor allem kommen uns unsere Achsenpartner auf diesem Gebiet weit entgegen. Spanien zwar hat sich immer noch nicht zu einem kühnen Entschluß durchgerungen. Mit Franco ist nicht viel zu machen. Wo ständen wir jetzt, wenn wir im vergangenen Winter mit seiner Zustimmung Gibraltar genommen hätten! Er ist eben doch ein reaktionärer General und kein Revolutionär. Ganz anders mit Italien. Mussolini ist ein Antibolschewist reinsten Wassers, auch ein Revolutionär, wenn er auch mit dem italienischen Volk nicht allzuviel anfangen kann.
Die innere Lage in Italien beurteilt der Führer wenn auch nicht optimistisch, so doch durchaus beruhigt. Mussolini wird sie schon in der Hand behalten. Übrigens wird der Duce in den nächsten Tagen einen Besuch beim Führer im Hauptquartier machen. Es hat sich wiederum eine Besprechung über die Gesamtlage als notwendig erwiesen. Schade, daß Mussolinis Sohn nicht vor dem Feinde gefallen ist. Das hätte der Faschismus jetzt gut gebrauchen können.
Bewundernswert ist, wie sich heute die deutsche Führung für den Krieg einsetzt. Der Führer legt deshalb auch Wert darauf, daß, wenn Söhne prominenter Nationalsozialisten oder Heerführer fallen, das auch der deutschen Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht wird. So sind z. B. die Söhne von Keitel und Dr. Frick in den letzten Tagen den Heldentod gestorben. Der Führer freut sich sehr, daß auch Harald sich so großartig beim Kreta-Einsatz geführt und bewiesen hat. Nur so wird es auf die Dauer möglich sein, vom Volke die schwersten Opfer zu verlangen. Das Volk muß wissen, daß seine Führung an diesen Opfern teilnimmt.
Ich trage dem Führer den Fall des geplanten italienischen Bengasi-Films vor. Die Italiener haben die Absicht, einen Film über die Eroberung der Cyrenaika zu drehen, in dem die militärischen Leistungen der deutschen Wehrmacht nur am Rande vermerkt werden. Sie sind sogar unverschämt genug, dazu unsere Mitwirkung zu erbitten. Ich habe das schon unter der Hand abgelehnt, lasse mir das aber noch einmal vom Führer bestätigen. Er will es unter keinen Umständen, daß ein solcher Film an die deutsche Öffentlichkeit kommt. Allerdings gibt er mir auf, die Ablehnung diplomatisch zu fassen und mich darauf zu berufen, daß bei uns schon Filme, die das Zusammenwirken verschiedener Wehrmachtteile darstellen, zu unliebsamen Erörterungen und Eifersüchteleien führen; wieviel mehr wird das der Fall sein, wenn die Wehrmächte zweier verschiedener Nationen im Film Zusammenwirken. Für den inneritalienischen Bedarf mag Mussolini einen solchen Film nötig haben; in Deutschland wäre er psychologisch sicherlich von verhängnisvollen Folgen begleitet. Ich werde deshalb alles daransetzen, die Italiener von diesem Plan abzubringen, ohne sie zu verstimmen.
Ich halte dem Führer Vortrag über die Ernährungslage. Sie ist im Augenblick nicht bedrohlich, aber sie birgt doch einige Krisenstoffe in sich. Vor allem bekommt die Wehrmacht in den besetzten Gebieten zu hohe Fleischsätze, immerhin auf Kosten der schwer arbeitenden Zivilbevölkerung. Der Führer will dieses Problem nach dem Ostfeldzug in Angriff nehmen; im Augenblick ist die Situation nicht günstig dafür.
Wir reden über das Judenproblem. Der Führer ist der Überzeugung, daß seine damalige Prophezeiung im Reichstag, daß, wenn es dem Judentum gelänge, noch einmal einen Weltkrieg zu provozieren, er mit der Vernichtung der Juden enden würde, sich bestätigt. Sie bewahrheitet sich in diesen Wochen und Monaten mit einer fast unheimlich anmutenden Sicherheit. Im Osten müssen die Juden die Zeche bezahlen; in Deutschland haben sie sie zum Teil schon bezahlt und werden sie in Zukunft noch mehr bezahlen müssen. Ihre letzte Zuflucht bleibt Nordamerika; und dort werden sie über kurz oder lang auch einmal bezahlen müssen.
Das Judentum ist ein Fremdkörper unter den Kulturnationen, und seine Tätigkeit in den letzten drei Jahrzehnten ist eine so verheerende gewesen, daß die Reaktion der Völker absolut verständlich, notwendig, ja man möchte fast sagen in der Natur zwingend ist. Jedenfalls werden die Juden in einer kommenden Welt nicht viel Grund zum Lachen haben. Heute schon gibt es in Europa eine ziemliche Einheitsfront dem Judentum gegenüber. Das wird schon in der gesamten europäischen Presse sichtbar, die ja nicht nur in dieser Frage, sondern auch in vielen anderen Fragen eine durchaus einheitliche Stellungnahme wahrt.
Es ist wohl auch darauf zurückzuführen, daß es uns so leicht gelungen ist, die gefährlichen Zündstoffe, die in der Achtpunkteerklärung liegen, ziemlich schnell zu beseitigen. Wir beherrschen ja nun auch praktisch die öffentliche Meinung des gesamten Kontinents. Es wird Churchill nicht gelingen, hier irgendeinen Einbruch zu vollziehen. Und was die Judenfrage anlangt, so kann man heute jedenfalls feststellen, daß z. B. ein Mann wie An-tonescu in dieser Angelegenheit noch viel radikaler vorgeht, als wir das bisher getan haben. Aber ich werde nicht ruhen und nicht rasten, bis auch wir dem Judentum gegenüber die letzten Konsequenzen gezogen haben. […]
Wir sitzen bis nachts um 2 Uhr zusammen, und ich habe dann das Gefühl, daß alles, was wir zu besprechen hatten, gelöst oder doch wenigstens geklärt ist. Ich verabschiede mich dann vom Führer. Er ist sehr herzlich und gerührt. In meinem Bunker liegen noch ganze Mengen von Arbeit, die ich noch erledigen muß. Aber dann finde auch ich für ein paar Stunden Ruhe.
Der Besuch beim Führer war sehr ertragreich. Er wird sich für die Arbeit der nächsten Tage und Wochen auswirken.