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Chronik und Quellen
1941
August 1941

Neue antijüdische Maßnahmen

Im Propagandaministerium wird am 15. August 1941 über neue Maßnahmen gegen die Berliner Juden beraten:

Staatssekretär Gutterer trug den aus sämtlichen Ministerien und sonstigen Dienststellen der Partei und des Staates erschienenen Vertretern die Notwendigkeit neuer einschneidender Maßnahmen gegen die Juden Berlins vor. Er wies einleitend darauf hin, daß in den letzten Wochen sowohl Offiziere als auch Angehörige des Mannschaftenstandes Gelegenheit hatten, mit Dr. Goebbels über ihren Einsatz in Rußland zu sprechen, und es übereinstimmend wie auf Verabredung nicht verstehen, daß insbesondere hier in Berlin noch eine derartige Anzahl Juden ansässig ist, die in vielen Punkten nicht anders behandelt werden als arische deutsche Volksgenossen.

Staatssekretär Gutterer erbat Anregungen über Zwangsmaßnahmen gegen die Berliner Juden, die der Minister im Laufe der kommenden Woche Gelegenheit haben wird, dem Führer vorzutragen. Im wesentlichen drehte sich die Debatte um die Kennzeichnung der Juden auch im Alt-Reichsgebiet wie beispielsweise im Generalgouvernement, ferner um Beschränkung der Juden hinsichtlich der Zuteilung von Verpflegung. Es wurden aus dem Kreise der Anwesenden keine Bedenken dagegen laut, die Verpflegungssätze für Juden auf den Stand der Weltkriegsverpflegung zu setzen. Es sollen ferner Beschränkungen der Juden erwogen werden, hinsichtlich des Verkehrs mit öffentlichen Verkehrsmitteln (S-, U-Bahn, Straßenbahn usw.).

Es ist immer wieder festgestellt worden - St. Gutterer wies in diesem Zusammenhang auf sein eigenes Erlebnis anläßlich des Versuches, ein Haus für die Reichskulturkammer gemeinsam mit Ministerialdirektor Hinkel zu suchen, hin -, daß der Arbeitseinsatz der Juden noch in keiner Weise zu einem befriedigenden Ergebnis geführt hat. Von den insgesamt noch in Berlin wohnenden 70000 Juden arbeiten lediglich 19000. Es soll durch nochmalige Durchkämmung seitens der Arbeitsämter im einzelnen mit dem Chef der Sicherheitspolizei erreicht werden, daß von den restlichen 51000 noch ein großer Prozentsatz einer nutzbringenderen Tätigkeit zugeführt werden, um hierdurch andere Arbeitskräfte freizubekommen.

St. Gutterer wird die geladenen Vertreter von Partei und Staat nach der Rückkehr des Ministers aus dem Führerhauptquartier erneut zusammenrufen lassen.

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