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Chronik und Quellen
1940
April 1940

Auswanderungsbemühungen

Max Inow aus Wuppertal hält seine Tochter Grete in Palästina am 8. April 1940 über die verstreute Familie und seine eigenen Auswanderungsbemühungen auf dem Laufenden:

Grete!

Wir haben uns sehr mit Deinem letzten Brief gefreut. Da ich fast jeden Abend Cello spiele und hierdurch manche Abwechslung und Anregung habe, interessierte mich Deine Mitteilung über das gehörte Konzert sehr.

Wir sprechen häufig von Dir, 1. Grete, wie gut Du musikalisches Hören wiedergeben konntest. Durch mein fleißiges Üben bin ich auch mit dem Instrument wieder vertraut geworden. Ich habe im Hause so viele dankbare Hörer. Entree nehme ich nicht. Alles frei. Sollte ich mal einen Abend aussetzen, kommen den anderen Tag Proteste.

Deine Anfrage betreffs des Schreibens an die Adresse hatten wir erledigt. Wir hatten uns extra für diesen Zweck photografieren lassen, Mutter gab ein besonders gutes Bild.

Im April waren Geburtstage en gros, denen wir alle geschrieben haben, ich nehme doch an, daß unsere Geburtstagsgrüße Dich rechtzeitig erreicht haben.

Alfred hatte noch nicht von seinem Stellungswechsel geschrieben, er schreibt u. a. von Renate, die er alle 14 Tage besucht, die wäre so kolossal gewachsen.

Nochmals auf Deine Anfrage: Ich war selbst dort im P[alästina].amt und habe die betreffenden Formulare ausgefüllt unter Beifügung der Photos. Es sind aber vor uns looode Anfragen da, so daß wohl noch Zeit vergehen wird, ehe Antwort kommt.

Dein Bestreben, Beziehungen aufzusuchen und zu fördern, finde ich sehr angebracht, so was hat nie geschadet, es ist immer ein Weg, eine gewisse Einseitigkeit zu verlieren, was heute sehr gut ist.

Soeben kommt ein Zaungast, ich soll das Präludium von Bach spielen.

Uns geht es gut, bleibe gesund, genieße die Natur, freue Dich weiter an der Musik.

Herzl. Doppelk. Vater.

Gute Nacht.

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