Meldung arbeitsloser Juden
Max Plaut, Hamburg, berichtet Arthur Spier am 15. Juni 1939, dass er aufgefordert wurde, dem Arbeitsamt und der Gestapo arbeitslose Juden zu melden:
Gestern mittag fand in der Geheimen Staatspolizei eine Besprechung statt, an der ein Beamter des Arbeitsamts, Dienststelle Ferdinandstr. 59, Referat II3, teilnahm, die Besprechung fand auf Veranlassung dieser Dienststelle statt. Gegenstand der Besprechung war die Deckung des Arbeiterbedarfs in Hamburg. Der Beamte des Arbeitsamts hat vorgetragen, dass ein ausserordentlicher Bedarf an Arbeitskräften bestehe. Auf verschiedenen Arbeitsgebieten, insbesondere in handarbeitenden Betrieben könnten ungelernte Arbeiter einen verhältnismässig hohen Tariflohn erhalten. Trotzdem eine grosse Anzahl Juden aus ihren Berufen ausgeschieden seien, stünden nur sehr wenig in Arbeit; der Staat könne sich den Luxus nicht erlauben, beschäftigungslose Leute herumlaufen zu lassen, es wird erwartet, dass sich alle Arbeitsfähigen auch um Arbeit bemühen. Ich wurde beauftragt, für mein Teil alles zu veranlassen, um beschäftigungslose arbeitsfähige Juden zur Arbeit zu bringen. Ich bitte alle in Betracht kommenden Stellen zu veranlassen, das Erforderliche zu tun, insbesondere sollen Leute, die von uns unterstützt werden und arbeitsfähig sind, zu der oben bezeichneten Dienststelle geschickt werden. Über jeden, der dahin geschickt wird, ist eine Aufzeichnung zu machen, die Listen sollen sowohl dem Arbeitsamt wie der Gestapo durch mich vorgelegt werden; dieses gilt auch für staatenlose oder ausländische Juden. Die Dienststelle des Arbeitsamts befindet sich Ferdinandstr. 59, Sprechzeit ist am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 13-15 Uhr.