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Chronik und Quellen
1934
Dezember 1934

Bevorzugung jüdischer Viehhändler?

Der Kreisabteilungsleiter "Presse und Propaganda" des NSDAP-Kreises Köln-Land teilt am 10. Dezember 1934 folgenden Vorfall mit:

 

Weiden, den 10. Dez. 1934

Herrn
Dr. Christian Henk
Glessen, Römerhof

Ich nehme höflichst Bezug auf die vor einigen Tagen mit Ihnen geführten Unterredung betreffs der verleumderischen Aussagen des Herrn Kremer, Neu Freimersdorf, über die NSDAP, und wiederhole den Vorfall hiermit schriftlich mit der Bitte, die Angaben zu prüfen, und gegebenenfalls Rechenschaft darüber zu fordern, da der Betreffende auch weiterhin behauptet, dass er seine Aussagen voll und ganz aufrechthalte.

Am 20. Nov. 34 befand ich mich in der Wirtschaft Henseler, Grosskönigsdorf und unterhielt mich ruhig und gesellig mit einigen Gästen, die am gleichen Tisch sassen, nachdem ich mit denselben einige Partieen Skaat gespielt hatte.

Plötzlich trat Herr Kremer, Viehhändler in Neu Freimersdorf, wohnhaft bei seinem Schwiegervater, Gärtnerei Zumpe, zu mir, und benörgelte die derzeitigen Zustände im Staat. Ich sagte ihm, man könne nicht nur hier oder da einen Teil herausgreifen, sondern müssen den Staat und Nationalsozialismus als geschlossenes Ganzes vom allgemeinen Standpunkt aus betrachten und nicht nur von der persönlichen wirtschaftlichen Seite. Darauf erklärte Herr Kremer, er wisse aber von Dingen, die bei weitem nicht im allgemeinen Interesse lägen, und nicht dazu angetan seien, das Ansehen der NSDAP zu fördern. Die Eröffnungen, die er mir machte, wies ich als unwahr zurück, worauf er sich erbot, den Beweis dafür zu erbringen.

Deshalb bat ich ihn zunächst, das Gesagte in Worten nieder zu legen, um Zweideutigkeiten klar aus dem Wege zu räumen. Er diktierte mir dann auch die nachfolgende Erklärung und unterschrieb dieselbe eigenhändig:

Gross-Königsdorf, den 20.11.34

Ich erbringe den Beweis, dass von 40 Anträgen im Reich, handelnd über Zulassungsscheine zur Einfuhr von Pferden aus Belgien, - 35 an nicht arische Händler erteilt wurden, von der Verteilungsstelle für tierische Erzeugnisse in Berlin.

gez. Josef Kremer

Er bekräftigte seine Erklärungen damit, dass er Viehhändler sei, und über die Dinge genau informiert sei.

Ich bat ihn nach der schriftlich niedergelegten Erklärung mir oder einer anderen Stelle nunmehr auch den Beweis zu erbringen, wass er mit dem Bemerken ablehnte, ich möge mich nach den Beweisen selbst umsehen.

Leider mischten sich auch andere anwesende Volksgenossen in die bis dahin ruhig geführte Unterhaltung und nahmen in scharfer Weise gegen mich Stellung, obschon ich nur konsequent versuchen wollte, Klarheit in die Angelegenheit zu bringen. Ich habe mit keinem einzigen Wort jemanden verletzt, sondern nur im Interesse der NSDAP, zumal ich mich

Blatt 2 zum Schreiben vom 10. Dez. 1934

in Uniform befand, die mir zu stark erscheinenden Behauptungen mit Entschiedenheit zurückgewiesen, was ich um so mehr tun musste, als die übrigen Volksgenossen dem Aussagenden Kremer verteidigend zur Seite standen.

Mit seinen Behauptungen wollte Kremer sagen, dass von der NSDAP noch eher die Juden unterstützt würden als die deutschen Volksgenossen.

Ich habe Kremer einige Tage später aufgefordert durch beiliegendes abschriftliches Schreiben den Beweis seiner Behauptungen zu erbringen, worauf er mir bis heute keinerlei Antwort, weder schriftlich noch mündlich erteilte.

Ich überreiche Ihnen den Schriftwechsel mit der Bitte die Angaben des Herrn Kremer zu prüfen udn der Partei, da zirka 10 Personen bei dem Vorfall zugegen waren, Genugtuung zu verschaffen, um so mehr, da ich annehme, dass die Anwesenden den Vorfall und die Behauptungen noch verbreitet haben.

Heil Hitler:

Kreisabteilungsleiter
Presse und Propaganda.

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