Verwertung jüdischen Vermögens
Am 18. November 1942 berichtet der Oberfinanzpräsident Köln Folgendes an das Reichsfinanzministerium:
Der Oberfinanzpräsident Köln Köln, 18. November 1942
0 5400 - 261
Betrifft: Verwertung des Judenvermögens
Vorgang: Erlaß vom 12. Oktober 1942 O 5400-290 VI und Anruf im Auftrag des RegR Dr. Schwarzat vom 31. Oktober 1942
Der Vertreter des Reichsverteidigungskommissars für den Wehrkreis VI, ORR Dr. Bertgen und der Kreisleiter der Stadt Köln, Alfons Schaller, haben heute bei mir wegen der Verwertung des Judenvermögens vorgesprochen. Sie brachten Klagen in zwei Richtungen vor:
1. Der Sonderbeauftragte des Einsatzstabs Rosenberg, Herr Brecht, hält sich seit Monaten in Neuwied auf, wo ich aus Sicherheitsgründen die aus Antwerpen angelangten Liftvans und sonstigen Behältnisse eingelagert habe. Dort werden die Behältnisse geöffnet und von ihm nach Gegenständen gesichtet, die er für Zwecke des Ostministeriums auszusondern bestrebt ist. Die Erschienenen führten Klage darüber, daß Herr Brecht bei der Aussonderung sich nicht nur auf das beschränke, was ihm nach ihrer Ansicht zukomme, sondern weit über seinen angeblichen Auftrag hinaus alle wertvolleren Teppiche und Bilder, alle Bücher und auch Rundfunkgeräte dem Ostministerium vorbehalte. Ich habe die Herren auf die Weisung aufmerksam gemacht, die mir am 31. Oktober durch einen Amtsrat im Auftrage des Herrn Ministerialdirektors Maass (RegR Dr. Schwarzat) übermittelt worden ist. Eine Abschrift über den von meinem Sachbearbeiter damals gefertigten Aktenvermerk füge ich bei. Beide Herren machten geltend, daß diese Weisung weit über das hinausgehe, was mit dem Ostministerium vereinbart sei. ORR Dr. Bertgen versicherte, daß auch nach Auffassung des Ostministeriums diesem lediglich die wirklichen Kunstgegenstände und das jüdische Kulturgut vorzubehalten seien. Er wollte sofort beim RFM vorstellig werden, um eine Aufhebung der mir fernmündlich übermittelten Weisung herbeizuführen.
2. In der Besprechung wurde außerdem Klage über die Verwertung der von Neuwied nach Köln verbrachten Gegenstände vorgebracht. Die beiden Herren schlugen vor, die Verwertung völlig neu zu regeln. Ich bitte, das Nähere aus meiner beiliegenden Verfügung zu ersehen. Die Neuregelung entspricht durchaus dem, was ich schon seit langem erstrebt habe.