Selbstmord wegen Zwangsnamen
Die 76-jährige Hedwig Jastrow aus Berlin nimmt sich am 29. November 1938 das Leben, um nicht - wie sie im folgenden Brief schreibt - den Zwangsvornamen tragen zu müssen:
Wenn man nur keine Wiederbelebungsversuche anstellen wollte bei einem, der nicht leben will! Es liegt auch kein Unfall vor und kein Schwermutsanfall. Es geht jemand aus dem Leben, dessen Familie seit über 100 Jahren deutsche Bürgerbriefe besitzt, mit Bürgereid übergeben, der Eid stets gehalten.
43 Jahre lang habe ich deutsche Kinder unterrichtet und in allen Nöten betreut und noch viel länger Wohlfahrtsarbeit am deutschen Volk getan in Krieg und Frieden.
Ich will nicht leben ohne Vaterland, ohne Heimat, ohne Wohnung, ohne Bürgerrecht, geächtet und beschimpft. Und ich will begraben werden mit dem Namen, den meine Eltern mir teils gegeben und teils vererbt haben und auf dem kein Makel haftet. Ich will nicht warten, bis ihm ein Schandmal angehängt wird.
Jeder Zuchthäusler, jeder Mörder behält seinen Namen. Es schreit zum Himmel!