Übergriffe auf jüdische Häuser
Hauptwachtmeister Witzei berichtet der Amtsanwaltschaft Marburg am 16. Oktober 1938, wie in Zwesten Fenster und Türen in den Häusern von Juden zertrümmert wurden:
Am 16.10.1938 erschienen um 7 1/2 Uhr die beiden Jüdinnen Hirschberg und Jungheim in meiner Wohnung und meldeten, dass sie in der vergangenen Nacht durch Tür- und Fensterzertrümmerungen in Angst und Schrecken gejagt worden wären. Sie baten darum, dass ich mir die Zertrümmerungen gleich einmal ansehen möchte; denn das in der vergangenen Nacht Erlebte könnten sie nicht mehr ertragen.
Ich ging darauf ins Dorf und stellte fest:
1) Bei dem Jude Hugo Stern war die Haustür stark zertrümmert und einige Fensterscheiben eingeworfen. Vor dem Haus lagen etwa 20 starke Bruchsteine, Knüppel und kleinere Holzstücke, die zum Werfen und Schlagen gedient haben.
2.) Bei dem Jude Aron Jungheim war eine Türfüllung eingeschlagen und einige Scheiben kaputt geworfen worden. Vor der Haustüre lagen etwa 10-15 Steine.
3.) Bei dem Jude Hermann Levi war ein Fenster vollständig zertrümmert und eine andere Fensterscheibe eingeschlagen.
4.) Bei dem Jude David Hirschberg war ein Fenster vollständig zertrümmert.
5.) Bei dem Jude Markus Stern waren zwei Fensterläden zertrümmert.
Nach den von mir angestellten Ermittlungen und Angaben Zwestener Bürger ist die Tat zwischen 24-1 Uhr, vom 15. auf 16.10.38 ausgeführt worden. Die Zwestener Volksgenossin Katharina Appel, die durch den Krach wie noch mehr Einwohner, wach geworden und aus dem Haus gesehen hat, hat die 3 in Frage kommenden Täter, verheiratete Männer, erkannt. Sie will mir diese aber nicht verraten, weil sie denkt, dass ihr nachher die Fenster eingeschlagen würden. Nur wenn sie auf dem Gericht zur Aussage gezwungen, würde sie aussagen.