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Chronik und Quellen
1941
August 1941

Seuchengefahr durch Umsiedlung

Am 15. August 1941 richtet (vermutlich) die Kölner Stadtverwaltung folgendes Schreiben an die örtliche Gestapo:

15. August 1941

Betr. II B

Von der dortseits getroffenen Umsiedlungsanordnung werden etwa 5.500 Juden betroffen, die gegenwärtig ca. 2.000 Haushaltungen bildend, in 270 Häusern jüdischer Eigentümer wohnen.

Die Altersgliederung dieser Juden ist infolge der Auswanderung der letzten acht Jahre eine ungewöhnliche, was sich darin erweist, dass etwa 1.220 Menschen über 65 Jahre alt sind, und der Prozentsatz der Kranken und anfälligen Menschen, auch in den jüngeren Jahresklassen, ein besonders hoher ist. Dennoch stehen gegenwärtig über 2.000 Menschen im Alter von 16 bis 65 Jahren im Arbeitseinsatz. Angesichts dieser Bevölkerungszusammensetzung ist die Auflösung der Haushaltungen, und der Übergang zu einer Massensiedlung von grösster Tragweite und wirft viele Einzelfragen auf, die zum Teil nachstehend kurz dargestellt werden sollen:

1.) Es erscheint uns zur Vermeidung von Seuchengefahr (Typhus und Ruhr) unerlässlich, dass das mit Baracken zu besetzende Terrain kanalisiert wird. Dadurch würden nicht nur die Abwässer und Fäkalien, sondern auch die Regenwässer erfasst, die andernfalls das täglich von tausenden von Menschen betretene Gelände sehr bald in einen Morast verwandeln würden. Aus letzterem Grunde ist auch die Anlegung fester Lagerstrassen u. E. erforderlich, zumal alle Einrichtungsgegenstände und alle Lebensmittel durch Fuhrwerke herangeschafft werden müssen.

2.) Der Einzelne benötigt u. E. 6 qm Bodenfläche, um nach Aufstellung seines Bettes (2 qm) und eines Schrankes für seine Habe, (notwendige Bett- und Leibwäsche, Schuhe und Kleidungsstücke, insbesondere Winterbekleidung), einen geringen Raum zum Ankleiden, Auskleiden etc., zur Verfügung zu haben.

3.) Es wäre zweckmässig, dass jede Baracke entsprechenden Waschraum aufweist. Wir denken dabei insbesondere an die verschmutzt von der Arbeitsstelle zurückkommenden Menschen, für die auch Gelegenheit zu Brausebädern sein sollte.

4.) Wir bitten vorzusehen, dass die Aborte jeweils in der Nähe der Baracken aufgestellt werden, da die vielen alten und gebrechlichen Leute gezwungen sind, diese auch des Nachts des öfteren aufzusuchen.

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