April 1941
Am 4. April nahmen Einheiten des Deutschen Afrika-Korps die zuvor von britischen Verbänden gehaltene nordafrikanische Stadt Bengasi ein und setzten in den folgenden Tagen ihren Vormarsch fort. Trotz aller Erfolge und der Gefangennahme mehrerer tausend britischer Soldaten gelang es jedoch nicht, auch die Festung Tobruk zu erobern.
Am frühen Morgen des 6. April griffen deutsche Truppen dann Jugoslawien und Griechenland an. Die jugoslawische Armee zeigte sich nicht hinreichend auf diesen Angriff vorbereitet und wurde zudem dadurch geschwächt, dass die ihr angehörenden kroatischen Verbände die deutschen Truppen als Befreier begrüßten und Befehle des eigenen Oberkommandos missachteten. Bereits am 10. April wurde Agram (Zagreb) und zwei Tage später Belgrad eingenommen, am 17. des Monats schließlich die Kapitulationsurkunde unterschrieben. Damit gerieten 334.000 jugoslawische Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Gleichzeitig begann die Wehrmacht von Bulgarien aus einen Feldzug gegen Griechenland, der sich allerdings als erheblich schwieriger erweisen sollte. Zwar war Saloniki bereits am 9. April in deutscher Hand, Athen dagegen „erst“ am 27. des Monats. Als mit der vollständigen Besetzung des griechischen Festlands und der damit verknüpften Verdrängung der britischen Truppen am 30. April der strategische Hauptzweck des Feldzugs erreicht war, befanden sich 223.000 Griechen und 21.900 Briten in deutscher Kriegsgefangenschaft.
Zugleich intensivierte die Luftwaffe ihre gegen England gerichteten Aktivitäten. Am 17. April griffen 685 deutsche Flugzeuge – als Vergeltung für den britischen Angriff auf Berlin eine Woche zuvor - London an und warfen große Mengen an Bomben. Drei Tage später folgte der nächste schwere Angriff auf die britische Hauptstadt. Allein im Zeitraum vom 1. März bis zum 30. April kamen bei deutschen Angriffen auf Städte in Großbritannien 10.449 Menschen ums Leben, 11.694 Zivilisten wurden zudem schwer verletzt.
Im Reichsgebiet blieb die Versorgungslage eines der zentralen Themen. Der Sicherheitsdienst der SS wies in einem geheimen Lageberichte am 10. April zum wiederholten Mal auf große Mängel in der Lebensmittelversorgung besonders in ländlichen Gebieten hin. Demnach lagen reichsweit Berichte vor, „wonach in der Bevölkerung der Landstädte und Landkreise über die unzureichende Zuteilung von Gemüse und Obst Klage geführt“ würde. Zur gleichen Zeit konnten in Großstädten wie Berlin, Düsseldorf oder Münster die dorthin gelieferten großen Mengen an Gemüse nicht an die Abnehmer gebracht werden, was viele großstädtische Händler dazu bewog, Mangelwaren nur noch bei gleichzeitigem Kauf größerer Mengen Gemüse an die Kunden abzugeben. Es erwies sich, dass Großhandel und Handel angesichts der kriegsbedingt geringen Transportkapazitäten nicht in der Lage waren, alle Regionen gleichmäßig zu versorgen. Wenn es die Möglichkeit zum Transport gab, wurden die städtischen Regionen bevorzugt.
Ein weiteres Dauerproblem war der Mangel an Arbeitskräften. Am 28. April stellte Postminister Ohnesorge in der „Deutschen Postzeitung“ fest, dass neben den 580.000 Beschäftigten noch zahlreiche weitere Aushilfskräfte benötigt würden, wobei er – wie auch andere öffentliche Dienstleistungsbereiche und ebenso vergeblich – auf ein entsprechendes Engagement der Frauen hoffte.
Öffentliches Vergnügen versuchten zumindest Teile des NS-Regimes zurückzudrängen. So wurden am 6. April auf Anweisung des Reichsführers-SS und Chef der deutschen Polizei, Heinrich Himmler, allen Tanzveranstaltungen im Deutschen Reich verboten und den Tanzlokalen die Konzession entzogen. Auch in den Kinos sollte nicht allein die Unterhaltung dominieren. In den Filmtheatern im Reichsgebiet wurden daher seit dem 26. April verbilligte Sonderveranstaltungen durchgeführt, in denen alte und neue Wochenschauen sowie „staatspolitisch wertvolle Kulturfilme“ gezeigt wurden.
Verdrängung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung
Das NS-Regime tat weiterhin alles, um der jüdischen Bevölkerung auch die kleinste Verbesserung ihrer Lebensbedingungen vorzuenthalten. So ordnete das Reichsfinanzministers am 20. April per Rundschreiben an, dass Lebensmittel, die Jüdinnen und Juden in Paketen aus dem Ausland zugehen würden, von deren Lebensmittelzuteilungen abzuziehen seien.
Einen Tag später machte in NS-Kreisen erstmals der Vorschlag von Joseph Goebbels die Runde, Juden künftig deutlich sichtbar zu kennzeichnen. Weil dessen Wunsch der Evakuierung der jüdischen Bevölkerung aus Berlin zunächst nicht umsetzbar sei, so teilte ein Abteilungsleiter des Propagandaministeriums mit, habe Goebbels die Anweisung gegeben, ihm Vorschläge für ein entsprechendes „Abzeichen für Juden“ vorzulegen, das von den Betroffenen entweder am Rockaufschlag und Mantel oder in Form eines Ärmelstreifens getragen werden sollte. Bedenken der ausländischen Presse ließ Goebbels nicht gelten, da ja auch polnische Zwangsarbeiter*innen bereits derart gekennzeichnet würden.
Die Einrichtung von Gettos im besetzten Polen ging weiter. Am 9. April geschah das in Czestochowa (Tschenstochau).