Dezember 1940
Man stellte sich auf die 2. „Kriegsweihnacht“ ein. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels betonte am 4. Dezember in einer Anweisung an die zuständigen Sachbearbeiter für die Rundfunkprogrammgestaltung, dass „an den Weihnachtsfeiertagen alles vermieden werden muss, was die Männer an der Front und die Frauen in der Heimat noch sentimentaler“ stimmen könne, „als es an sich schon aus Anlass der Tage der Fall“ sei.
An Heiligabend sprach dann Führer-Stellvertreter Rudolf Heß über den Rundfunk zum deutschen Volk. Dabei wandte er sich romantisch-verklärt insbesondere an die Soldaten an der Front, die dort „zusammengerückt um das kleine Bäumchen aus dem Feldpostpäckchen in ihren Mannschaftsräumen“ sitzen würden. Zugleich feierte Heß die großen Erfolge des Jahres 1940 und gab seiner Überzeugung Ausdruck, „dass auch heute das Deutsche Reich noch nicht auf dem Höhepunkt seiner Kraft angelangt“ sei. Hitler selbst, der am 10. Dezember in einer Rede vor Mitarbeitern der Berliner Borsig-Lokomotivwerke erklärt hatte, eine Niederlage Deutschlands werde es nicht geben, „weder militärisch, noch zeitmäßig, noch wirtschaftlich!“, verbrachte wie schon im Vorjahr die Weihnachtstage öffentlichkeitswirksam bei „seinen“ Soldaten an der Westfront.
Im Reichsgebiet versuchen vor allem die Frauen und Mütter ein möglichst friedensmäßig erscheinendes Fest zu gestalten, weshalb sie angesichts des stark eingeschränkten Warenangebots früh begonnen hatten, sich mit entsprechenden Artikeln – so waren beispielsweise Bücher sehr gefragt - einzudecken. Bereits am 2. Dezember hatte der Sicherheitsdienst der SS in seinen geheimen Lageberichten „Meldungen aus dem Reich“ über umfangreiche Schwarzhandelsgeschäfte berichtet: „Die Hamsterei von Festtagslebensmitteln steht in voller Blüte, die Jagd nach Wild und Geflügel hat schon lange begonnen, und es werden Wucherpreise verlangt.“ So kostete ein Pfund Gänsefleisch zehn Reichsmark. Aber auch Spielzeug und andere Geschenkartikel waren nur zu überhöhten Preisen zu bekommen.
In seiner traditionellen Rundfunkansprache zum Jahresabschluss appellierte Propagandaminister Goebbels an das deutsche Volk: „Reichen wir uns alle die Hände und schließen uns fest und unzertrennbar mit ihm [dem Führer] zusammen.“
Verdrängung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung
Am 24. Dezember wurde die Durchführungsverordnung zur Erhebung einer Sozialausgleichsabgabe erlassen. Juden mussten nun zusätzlich zur Einkommenssteuer eine zusätzliche Abgabe in der Höhe von 15 Prozent ihres Einkommens entrichten. Ihr gesamtes verbliebenes Restvermögen lag nunmehr auf Sperrkonten, wobei die Besitzer monatlich lediglich über einen festgelegten Betrag verfügen durften.
Anfang des Monats errechnete Adolf Eichmann hinsichtlich der Endlösung der Judenfrage“, dass insgesamt etwa 5,8 Millionen Juden „aus dem europäischen Wirtschaftsraum des deutschen Volkes in ein noch zu bestimmendes Territorium umzusiedeln“ seien.