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Chronik und Quellen
1940
Juni 1940

Juni 1940

Die kriegerischen Ereignisse und Erfolge lösten im Juni im Reichsgebiet Jubel und Begeisterung aus. In den frühen Morgenstunden des 5. Juni begann um 5.35 Uhr der als „Schlacht um Frankreich“ propagierte zweite Teil des Westfeldzugs, in dessen Verlauf deutsche Truppen schnell die französische Linien durchbrachen. Bereits am 14. Juni wurde Paris kampflos eingenommen; einen Tag später die Maginotlinie überrannt und die Festung Verdun besetzt. Am 17. Juni bot die gerade neu installierte französische Regierung unter Marschall Pétain der deutschen Reichsregierung den Waffenstillstand an. Der wurde dann am 22. Juni im symbolträchtigen Wald von Compiégne geschlossen – und im gleichen Eisenbahn-Salonwagen, in dem 1918 eine deutsche Delegation ihrerseits den Waffenstillstand unterzeichnet hatte. Damit unterlagen rund 60 Prozent des französischen Territoriums unter direkter deutscher Kontrolle; das restliche, unbesetzte Frankreich wurde weiterhin französisch regiert – allerdings in enger Absprache mit der deutschen Seite.

Der Sicherheitsdienst der SS berichtete am 17. Juni über die Stimmung in Deutschland: „Die Nachricht vom Einmarsch deutscher Truppen in die kampflos übergebene französische Hauptstadt versetzte die deutsche Bevölkerung in allen Teilen des Reiches in eine bisher in diesem Maße noch nicht erlebte Begeisterung. Auf vielen Plätzen kam es zu lauten Freudenkundgebungen und herzlichen Begeisterungsszenen.“ Hinzu kam, dass auf Anweisung König Hakon VII. die nordnorwegischen Streitkräfte bereits am 10. Juni kapituliert hatten. Das am 9. April begonnene Unternehmen „Weserübung“ der deutschen Wehrmacht war damit abgeschlossen.

Nach diesen Erfolgen erklärte Hitler in einem Schreiben an Albert Speer am 25. Juni die Neugestaltung Berlins zur wichtigsten Aufgabe. Zwei Tage zuvor hatte er gemeinsam mit Speer und dem Bildhauer Arno Breker Paris besichtigt und sich im Rahmen dieser sogenannten „Kunstreise“ für die geplante Neugestaltung Berlins inspirieren lassen, das als „Hauptstadt eines starken neuen Reiches“ eine dieser Funktion entsprechende Repräsentativität erhalten sollte.

Ein Kriegsende war aber weiterhin nicht absehbar. So sprach etwa Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink auf einer Kundgebung der NS-Frauenschaft im Berliner Sportpalast über den Einsatz der Frauen im Krieg und stimmte sie damit auf weitreichende Kriegshilfsdienste ein: „Unsere Männer haben zu den Waffen gegriffen, und wir Frauen müssen sie ihnen so lange reichen und halten, bis der Sieg errungen ist.“

Auch auf propagandistischem Gebiet bereitete man sich offenbar auf eine längere Dauer der militärischen Konflikte vor, denn seit dem 9. Juni waren auf Anordnung von Propagandaminister Goebbels alle regionalen deutschen Reichssender verpflichtet, ein einheitliches, in Berlin zusammengestelltes Rundfunkprogramm auszustrahlen. Dadurch sollte künftig gewährleistet werden, dass „Sondermeldungen“ zum Kriegsgeschehen möglichst schnell ihr Publikum erreichen konnten. Das galt natürlich auch für die weiterhin regelmäßig übertragenen Reden der NS-Spitzen.

 

Verdrängung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung

Am 24. Juni drängt Heydrich gegenüber dem Auswärtigen Amt auf eine „territoriale Endlösung“, weil die Judenfrage angesichts von rund 3¼ Millionen Juden im deutschen Herrschaftsbereich „nicht mehr durch Auswanderung gelöst werden“ könne.

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