Die Gestapo Trier berichtet

Die Gestapo Trier berichtete über die Monate Oktober und November 1934:

„Staatsfeindliche Bestrebungen seitens jüdischer Kreise sind nicht bekannt geworden. Im Vereinsleben zeigten besonders die Zionisten eine größere Aktivität. So wurden verschiedene Versammlungen veranstaltet, in denen über Fragen Palästinas referiert wurde. Die Versammlungen, die überwacht worden sind, haben zu Beanstandungen keinen Anlaß gegeben.

Aufgefallen ist, daß in einigen Bürgermeistereien von Juden häufig die Ausstellung von Reisepässen nach Luxemburg beantragt wurde. Die Begründungen lauteten meistens dahin, daß die Reisepässe zum Besuch von Verwandten benutzt würden. Da die Ausstellung der Pässe den zuständigen Bürgermeistern in einzelnen Fällen wegen Verdachts der Greuelpropaganda oder Kapitalverschiebung bedenklich erschien, sind verschiedentlich die entsprechenden Anträge abgelehnt worden.

Unverkennbar ist auch eine verstärkte wirtschaftliche Betätigung des Judentums. So wird gemeldet, daß der Besuch jüdischer Geschäfte durch Nichtjuden in einzelnen Gegenden beträchtlich zugenommen habe und daß, wie sich bei der Gewerbesteuerveranlagung ergeben habe, der Jahresertrag jüdischer Geschäfte zum Teil erheblich über dem des Vorjahres gelegen habe. Auch aus ländlichen Bezirken wird berichtet, daß die Juden geschäftlich, insbesondere beim Viehhandel, langsam wieder eine ausschlaggebende Rolle spielen.

Im Kreise Berncastel ist es mehrfach zu Ausschreitungen gegenüber jüdischen Einwohnern gekommen. So wurden in den Orten Lösnich und Rachtig jüdischen Hausbewohnern des nachts mehrfach die Fensterscheiben eingeworfen, auch wurde dort eine Jüdin mißhandelt. In Zeltingen sind systematisch in bestimmten Zeitabständen jüdische Schaufenster mit roter Farbe und Aufschriften beschmiert worden. Im Falle der Mißhandlung wurde gegen die ermittelten Täter Strafanzeige erstattet. In den übrigen Fällen sind die polizeilichen Ermittlungen erfolglos geblieben.“