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Chronik und Quellen
1935
März 1935

Die Gestapo Koblenz berichtet

Die Gestapo Koblenz berichtete über den Monat März 1935:

„Die rührige Tätigkeit der jüdischen Vereine hat auch im Berichtsmonat angehalten. Die Boykottmassnahmen, denen vor allem in den Versammlungen der NSDAP und deren Neben- und Untergliederungen neuer Auftrieb gegeben wird, dauern an. Hierauf sind wohl auch die im letzten Monat eingegangenen zahlreichen Anzeigen bezw. Beschwerden jüdischer Kreise, insbesondere des Verbandes deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens in Köln, zurückzuführen.

Übereinstimmend wird jedoch von den Landräten berichtet, dass nach den gemachten Beobachtungen die jüdischen Geschäfte, besonders auf den Lande, in zunehmendem Masse besucht werden und dass selbst Beamte und Mitglieder der NSDAP ihre Einkäufe vereinzelt immer wieder in jüdischen Geschäften tätigen.

Der Westdeutsche Kaufhof AG. Koblenz wehrt sich dagegen, als jüdisches Geschäft angesprochen und von den Organen der NSDAP. behandelt zu werden. Der Geschäftsführer behauptet, dass eine Umstellung der Kaufhöfe dadurch stattgefunden habe, dass das jüdische Kapital zum grössten Teil abgelöst, die jüdischen Geschäftsführer beseitigt und durch der NSDAP genehme christliche Geschäftsführer ersetzt worden wären. Auch das jüdische Personal sei grösstenteils durch Christen ersetzt worden. Der geringe, noch vorhandene Bestand werde von Fall zu Fall entlassen, sobald geeigneter fachmännisch vorgebildeter Ersatz gewonnen sei, was sich allerdings nicht von heute auf morgen durchführen lasse, da beispielsweise in der Textilbranche christlicher fachlich vorgebildeter Nachwuchs fehle.

Beklagt wird nach wie vor, dass das Viehhandelsgeschäft immer noch fast ausschliesslich in jüdischen Händen liegt.“

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