Bericht über Zustände in Kamenz-Podolsk
Am 18. August fand sich eine ungarische Militäreinheit in Kamenez-Podolsk ein, deren Einsatztagebuch die Zustände in der Stadt schildert:
Die zivile Bevölkerung ist bettelarm, dreckig und hungrig. Es gibt ziemlich viele Juden, die massenweise herumirren [...].
Als sähe man den lebenden Müll der Menschheit auf dem Weg zum Schafott. Viele, besonders Frauen, zerlumpt, aber mit Schmuck und rot gefärbten Lippen, bitten auf Ungarisch um Brot und bieten dafür alles. Einige zählen ihre Schritte in Verzweiflung, die man in ihren Gesichtern sieht, andere liegen vor Erschöpfung und Hunger zusammengebrochen auf der Straße, wiederum andere versuchen, ihre wunden Füße mit Lappen, die sie von ihren Kleidern abgerissen haben, zu verbinden. Ganz kleine Kinder weinen und brechen vor Erschöpfung zusammen. [...]
Im Judenviertel der Stadt wimmelt es von internierten Jüdinnen und Juden, viele von ihnen sind aus Budapest. Sie leben in unvorstellbarem und unbeschreiblichem Dreck, sie laufen in mangelhafter Bekleidung herum, die Straßen riechen übel, aus manchen Häusern strömt unerträglicher Gestank verwester Leichen. Das Wasser der Dnister ist verseucht, auch am Flussufer liegen hie und da unbegrabene Leichen. Der Mannschaft wurde verboten, das Quartier zu verlassen, sie darf weder Wasser trinken noch mit der Zivilbevölkerung in Kontakt treten.