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Chronik und Quellen
1942
Juni 1942

Schreiben des italienischen Außenministeriums an das italienische Innenministerium

Das italienische Generalkonsulat berichtet am 15. Juni 1942 über Deportationen aus Frankfurt und die Ankündigung des Gauleiters, dass alle Juden bis Jahresende deportiert sein werden:

Maßnahmen gegen Juden in Deutschland

Wiedergabe eines Telegramms des italienischen Generalkonsulats Frankfurt a. M. vom 15.6.1942:

„Von den 7.000 Juden, die zu Beginn des Frühjahrs noch in Frankfurt lebten wurden Anfang Mai 1.500 auf Befehl der Gestapo nach Polen verbracht. Dazu hat die Polizei, wie schon in vorangegangenen Fällen, die Betroffenen schriftlich angewiesen, dass sie binnen weniger Stunden ihre Wohnungen zu verlassen hätten. Sie wurden zusammengefasst und in Sammellagern (,an speziellen Orten in der Stadt') eingesperrt und nach und nach zum Bahnhof gebracht. Es heißt, dass sich 130 Personen in den Stunden vor der Abreise da Leben genommen haben, einige noch zu Hause, unmittelbar nach Erhalt des Befehls, andere in den Sammelstellen. Ich konnte persönlich den Fall zweier älterer, gesetzter Damen überprüfen, die seit vielen Jahren im Haus eines italienischen Hausbesitzers wohnen, die Mutter über 70, die Tochter etwa 50 Jahre alt. Bei Erhalt der Anordnung der Gestapo haben sie sich ihre schönsten Kleider angezogen, Gift genommen und in ihren Bette auf den Tod gewartet. Die Polizei hat sie sterbend gefunden, ins Krankenhaus gebracht, dort blieben sie ohne medizinische Versorgung und sind langsam gestorben.

Eine neue (Deportations-) Anordnung ist Anfang Juni erlassen worden. Ca. 1.000 Juden wurden verschickt. Dabei wurden wieder viele Selbstmorde registriert. Unter den [von der Anordnung] Betroffenen befand sich auch der Träger des Großkreuzes der Krone von Italien, Dr. Arthur von Weinberg. Dieser wohnte jedoch in München (Bayern) wo er sich in einem Pflegeheim erholte. Die Polizei von Frankfurt hat derjenigen von München mitgeteilt, sie habe die Verhaftung von Weinberg angeordnet, der über 80 Jahre alt ist und früher zu den größten Mäzenen und Wohltätern der Stadt gehörte. Alle Versuche, ihn zu retten, sind gescheitert. Der Zug ist nach Theresienstadt abgegangen. Wenn die Ankündigung, die der Gauleiter Sprenger mir gegenüber vor einigen Wochen gemacht hat, genau ausgeführt wird - wie ich annehme -, werden noch vor Jahresende alle Davidssterne aus der Stadt verschwunden sein.

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